Full text: Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an Mittelschulen

— 223 — 
Die deutschen Fürsten, namentlich Kurfürst Maximilian, fühlten 
ihre „Libertät" gefährdet durch die Übermacht des Kaisers, 
welche auf Wallensteins „heroischem Valor" und Feldherrn¬ 
geschick beruhte. Sie zürnten, daß der Kaiser seinen großen 
Feldhauptmann zum Neichsfürsten erhob und ihm das Herzog¬ 
tum Mecklenburg verlieh. Im Bunde mit Frankreich, dessen 
großer Staatsmann, Kardinal Richelieu, aus die Entkräftung 
Deutschlands hinarbeitete, zwangen sie Ferdinand auf einem 
Fürstentage zu Regensburg, den General seines Kommandos zu 
entheben. Anscheinend gleichmütig zog sich Wallenstein auf seine 
böhmischen Schlösser zurück, den Zeitpunkt erharrend, wo man 1630 
ihn wieder brauchen werde. 
3. Gustav A d o l s. 
Der Protestantismus in Deutschland schien vernichtet. Da 
landete, genau hundert Jahre nach der Überreichung der Augs- /fö(s 
bürg er Konfession, König Gustav Adolf von Schweden mit 
15 000 Mann auf der pommerischen Insel Usedom. Willig 
nahm sein dünn bevölkertes, durch Kriege mit Rußland und 
Polen erschöpftes Land die Lasten des unabsehbaren Krieges 
auf sich. Denn durch die Gründung einer habsburgischen See¬ 
macht ans der Ostsee, wie sie Wallenstein anstrebte, sah 
Schweden seinen Handel, durch die Gegenreformation, die in 
Deutschland schonungslos durchgeführt ward, seine Landeskirche 
bedroht, welche Gustav Adolfs Großvater, Gustav Wasa, vor 
hundert Jahren in protestantischem Geiste geschaffen. 
Bedächtig setzte sich Gustav Adolf in Pommern fest. Die 
Kaiserlichen spotteten über den „Schneekönig", und die prote¬ 
stantischen Fürsten brachten ihm Mißtrauen entgegen. Trotz 
aller Erfolge seiner Waffen vermochte er nicht zu hindern, daß 
die reiche Stadt Magdeburg, die sich für ihn erklärt, von Tilly 
und seinem Reiterführer Pappenheim erstürmt und von den 
verzweifelnden Verteidigern verbrannt wurde. Erst sein glanz¬ 
voller Sieg bei Breitenfeld unweit Leipzigs änderte die 1631 
Stimmung. Hülslos sah der greise Tilly, der nie besiegte, der 
jetzt auch die kaiserliche Armee befehligte, die phalanxartigen Vier¬ 
ecke seiner Landsknechte mit ihren wuchtigen Gabel-Musketen zer¬ 
sprengt von den schwedischen Bauernsöhnen, welche ihr erfinderi¬ 
scher König mit leichten Handrohren und kurzen Eisenkanonen 
ausgestattet und in leicht bewegliche Regimenter und Brigaden 
eingeteilt hatte. / 
Wie ein Blitz zog Gustav, der Retter der protestantischen 
Kirche, durch die „Pfaffengasse", die fränkischen Bistümer Bam-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.