§ 81. Das Norddeutsche Flachland.
173
rücken haben sich infolge mangelhasten Wasserabflusses zahlreiche, z. T.
sehr bedeutende und landschaftlich schöne Seen gebildet (Spirding-,
Mauer-See in Ostpreußen). Die nach N. gehenden Flüsse, Weichsel
und Oder, teilen ihn in eine Preußische, Pommersche, Mecklen-
burgische (Schweriner S., Müritz-S.) und Holsteinische
(Plöner S.) Seenplatte. Nur kleine Küstenflüsse fließen von diesen
Seen zum Meer: Pregel, Stolpe, Persante, Rega, Peene,
Warnow, Trave, während die größeren Ströme den Höhenzug durch-
brechen müssen.
2. Der südliche (sog. Karpatische) Landrücken ist als einheit-
licher Höhenzug nicht nachweisbar. Wichtig sind die Tarnowitzer
Höhen, das Zentrum des oberschlesischen Kohlenbergbaus (Beuthen,
Kattowitz), das Katzengebirge oder die Trebnitzer Höhen und
die Grünberger Höhen (Weinbau) links der Oder, der Fläming,
dessen letzte Ausläufer s. von Berlin im Kreuzberg noch wahrnehmbar
sind, bis zur Elbe und l. der Elbe die Lüneburger Heide. Die
letzten Ausläufer des Höhenzuges im Küstengebiet zwischen Weser und
Elbe sind die wenig fruchtbaren Geestländereien.
Zwischen beiden Höhenzügen zieht sich ein mächtiger Grundwasser-
ström in ow. Richtung hin, der wohl einst den Unterlauf von Weichsel
und Oder durch ein großes Sumpfgebiet, das auch heute noch kenntlich
ist (Netze —Warthe —Oderbruch —Havelseen) der Elbe zuführte. Hier
sind auch späterhin eine Anzahl wichtiger Kanalbauten ausgeführt
worden. Die Küstengebiete n. des Balt. Höhenzuges sind z. T., be-
sonders in der Nähe der Flußmündungen sehr fruchtbar, so das untere
Weichselgebiet, Vorpommern, Mecklenburg, Holstein.
Das Westdeutsche Tiefland hat an Stelle der unfruchtbaren
Heidestrecken des O. ungeheure Moorgebiete, namentlich rechts und
links der Ems und bis über die holländische Grenze hinaus, l. der
Ems an der holländischen Grenze das Bourtanger*) Moor.
Die deutsche Küste. Die Nordseeküste ist eine Flachküste,
deren Dünengürtel z. T. noch in historisch nachweisbarer Zeit durch die
furchtbaren Sturmfluten der Nordsee zerrissen wurde, so daß die dahinter-
liegenden Ländereien ein Raub des Meeres wurden. Am tiefsten ist die
See im Dollart und im Jadebusen in das Land eingedrungen.
Der Dollart ist z.T. erst im 13.Jahrhundert, der Jadebusen im Anfang
des 16. Jahrhunderts entstanden. Eine der furchtbarsten Sturmfluten war
die sog. Allerheiligenflut (1. Nov. 1570), die an der ganzen Nordseeküste
*) spr. Bamtanger.