Full text: Länderkunde für höhere Lehranstalten

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Während die Alte Welt der Neuen vielfache, jedoch nicht unerwidert ge¬ 
bliebene Gabeu aus dem Pflanzenreiche zu danken hat, ist ihr von dieser 
außer dem Truthahn kein Haustier übermittelt worden. Der Reichtum der 
amerikanischen Tierwelt entwickelt sich besonders in Insekten (Glühkäfer, 
Moskitos), Schmetterlingen, Reptilien (Klapperschlange, Kaiman, 
Alligator, Schildkröte, aus deren Eiern Öl gewonnen wird), Fledermäusen 
(Vampir), Vögeln (Kondor, Papagei, Pfefferfresser, Webervögel, Kolibri) 
uud iu Fi scheu; im N. iu den Pelztieren, iu deu Säugetieren 
(Walroß, Walfisch) und Fischen (Kabeljau) der kälteren Meere. Die großen 
Raubtiere der Alten Welt haben hier nur viel kleinere Vertreter im Puma 
und Jaguar, ebenso die Dickhäuter im Tapir. Das größte Raubtier ist 
der Grislybär der Felsengebirge. Vor Ankunft der Europäer, deren Haus- 
tiere überall das beste Gedeihen gefunden haben, war kaum ein anderes Haus- 
tier aus der Klasse der Säuger vorhanden als das Lama, das mit seinen 
halbwilden Verwandten Vi curia swiküuja^ und Alpaka ein Charaktertier 
der Anden ist. Im „fernen Westen" der Union hauste ehemals das Jagd- 
tier der Indianer, der Bison, der dort jetzt bis aus wenige Hunderte vou 
Köpfen vernichtet ist. Den Tropenwald beleben Herden von Brüllaffen; 
eigentümlich find ihm der Ameisenbär, das Faultier, das Wasser- 
schwein und die Gürteltiere, den Grasslnren des Missouri die „Prärie- 
Hunde". Im allgemeinen bildeten die Fauna und Flora Süd-Amerikas 
vor der Ankunft der Europäer eine Welt für sich, während die N.-Hälfte 
des Erdteils größere Ähnlichkeit mit der Alten Welt bietet, mit der sie in 
tertiärer Zeit nach O. und W. hin durch eiue Landbrücke verbunden war. 
Durch den Besitz von nutzbaren Bodenschätzen ist die Union vor allen 
anderen Ländern der Alten und der Neuen Welt ausgezeichnet, doch birgt 
das große Meridiangebirge anch noch anderwärts Goldschätze, die zum 
Teil aber schon stark ausgebeutet sind (Gold anch in Brasilien), Silber- 
ädern in Mexiko, Chile und Bolivia, Kupfer iu Chile, ebenda Stein- 
kohlen und Salpeter. — An Masse der Förderung steht zwar Amerika 
noch hinter Europa zurück, aber was Rohmineralien anlangt, ist es, ab- 
gesehen vou Kalisalzen, in keinem Stücke von jenem abhängig, während sich 
das umgekehrte Verhältnis bereits stark fühlbar macht. Im Bezüge von 
Salpeter hängt Europa ganz von Süd-Amerika (Chile) ab. 
Die Bevölkerung Amerikas. 
Als Amerika entdeckt wurde, fanden sich folgende Völkerschaften vor: 
1) Bering-Völker: 
a. Die Eskimo, die sich Ju-uu-it, d. i. Menschen nennen und den 
Übergang von den mongolenähnlichen Sibiriern zn den Eingeborenen Amerikas 
bilden. Ihre Einwanderung iu Grönland geschah um die Mitte des 14. Jahr- 
Hunderts. 
1). Die Aleüten, ans der gleichnamigen Inselkette. 
c. Die Vanconver- Stämme, aus deu Küsteninseln des Großen Ozeans 
und dem gegenüber liegenden Festlande. 
2) Die amerikanische Urbevölkerung, von den Entdeckern Indianer ge- 
nannt, mit straffem, langem Haar, spärlichem oder anch wohl gänzlich mangeln- 
dem Bartwuchs, mit beträchtlich schwankender Hautfarbe, vou leichter füd- 
1 Die Bezeichnung „ Eskimo" soll ursprünglich ein Schimpfname gewesen sein 
und soviel bedeuten wie „Fresser roher Fische".
	        
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