Full text: Die Elemente der mathematischen und der astronomischen Geographie

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Geschichte der alten Welt. 
allen Feldherren Trotz bieten und sie zwingen konnte, ihn als Reichsverweser 
und Gebieter anzuerkennen. Da er aber nicht undeutlich merken ließ, daß er 
nach der Herrschaft des ganzen alerandrinischen Weltreichs strebe, so verban¬ 
den sich die übrigen Feldherren, Seleucus von Syrien, Ptolemäus von 
Aegypten und Kassander von Maeedonien, gegen Antigonus und seinen 
Sohn Demetrius, der später den Beinamen Städtebelagerer (Polior- 
ketes) erhielt. Daraus ging ein langer wechselvoller Krieg hervor, der zu¬ 
gleich in Asien und Griechenland geführt wurde und der erst durch die große 
»oí. Schlacht bei Ipsus in Kleinasien, wo der 86jährige Held AntigonuS fiel 
und sein Sohn Demetrius fliehen mußte, sein Ende fand. Nach vielen Thei- 
lungen und Wechselfällen gingen endlich aus Alexanders Weltreich, außer eini¬ 
gen kleinern Staaten, folgende größere Königreiche hervor: 
1. Macedonienund Griechenland; 
2. das syrische Reich der Seleneiden; 
3. Aegypten unter den Ptolemäern. 
b) Griechenlands letztes Ringen. Der achäische Bund. 
§. 87. Seit der Schlacht von Chäronea (§. 77.) stand Griechenland 
unter der Herrschaft oder unter dem Einfluß der macedonischen Könige und 
alle Versuche einzelner Staaten, sich dieser Herrschaft zu entziehen, schlugen 
fehl. So das Unternehmen des tapfern Spartanerkönigs Agis H-, der in 
sao. der blutigen Schlacht von Me galop öl i s mit 5000 der Seinen den Hel¬ 
dentod starb. In Athen daurten auch während der macedonischen Zeit die 
Parteikämpfe zwischen Aristokraten und Demokraten fort. Als die Aristokra¬ 
ten, den edlen Phocion an der Spitze, mit Hülfe der Macedonier vorüber¬ 
gehend die Herrschaft erlangten, wanderten viele Demokraten aus, unter ihnen 
Demosthenes, der heftigste Widersacher des macedonischen Königshauses. 
Mit einer Auslieferung bedroht flüchtete sich der große Redner in einen pelo- 
222- ponnesischen Tempel, wo er sich selbst durch Gift tödtete, um nicht in die 
Hände seiner Feinde zu fallen. „Eine treffliche Zufluchtsstätte ist der Tod", rief 
er dem macedonischen Parteigänger zu, der ihn gefangen nehmen wollte, „er 
bewahrt vor Schande." Seine Asche wurde später in der Vaterstadt beigesetzt; 
sein Gedächtniß blieb in Ehren. Nach einigen Jahren erhielten die Demo- 
traten wieder die Oberhand und zwangen dann auch den achtzigjährigen 
Phocion den Giftbecher zu trinken. Von dem an nahm die Parteiwuth in 
Athen an Stärke ab; aber auch Freiheitsgefühl, Vaterlandsliebe und Bürger¬ 
tugend verschwanden immer mehr. Weichlichkeit und Genußsucht erstickten 
die edlern Gefühle; und wie sehr auch Künste und Wissenschaften fortblühten 
und Athen der Mittelpunkt aller Bildung blieb, die Größe des Volks war 
für immer dahin. Die Bürger entehrten sich durch Schmeichelei und Nieder¬ 
trächtigkeit, namentlich als die beiden Demetrius, der Phalareer und 
Städtebelagerer, in der Stadt weilten und durch Wollust und Schwel¬ 
gerei alle Sittlichkeit zu Grunde richteten. 
§. 88. Um die Mitte des drillen Jahrhunderts nahm das griechische 
250. Staatswesen nochmals einen letzten Aufschwung in dem achäischen Bund, 
Agís ui. welchem Arätus von Sicyon eine solche Macht und Bedeutung verlieh, 
242— 'daß er nach der Vorherrschaft vom Peloponnes, ja von ganz Griechenland 
Kleomk- streben konnte, namentlich seit das feste Korinth als Hauptstadt beigetreten 
one* war. Das erregte den Neid Sparta's, wo gerade zwei hochherzige Könige, 
"22<T Agis III. und Kleomenes, bemüht waren, die alte Kraft und kriegerische
	        
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