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B. Zur Länderkunde.
trat das im Jahre 1889 in einer für unsere Marine höchst verhängnisvollen Weise ein.
Neben einigen amerikanischen und englischen Schiffen wurden zwei schöne Kriegs-
schiffe, „Adler" und „Eber", dort auf das Riff geworfen, und noch heutigen Tages
liegt der Eisenrumpf des „Adler" wie das Gerippe eines ungeheuren Tiergebildes
der Vorzeit auf den Klippen, einen Steinwurf vom Lande. Ter Kapitän Emsmann
vom „Cormoran", der zur Zeit meiner Anwesenheit seit einem Jahre dort das deutsche
Stationsschiff befehligte, erzählte mir, daß er während der ganzen kritischen Zeit im
Monat März Tag und Nacht unter Dampf gelegen, uud nicht weniger als viermal
hatte er den genannten Hafen eilig verlassen, um auf der hohen See Sicherheit
zu gewinnen.
Auch die übrigen Buchten Upolus sind nicht günstiger. Etwas geschützter ist die
kleine Bucht von Saluafata, 17 km östlich von Apia, da sie von hohen, dicht an das
Ufer herantretenden Bergen umgeben ist. Hier soll auch künftig in der gefährlichen
Jahreszeit das deutsche Stationsschiff liegen, und eine Heerstraße ist bereits im Bau,
die diesen Platz mit Apia in Verbindung setzt. Für eine größere Entwicklung als
Hafen aber ist die Bucht doch zu klein uud die Einfahrt durch das Riff auch zu schwierig.
Einen fjordartigen, tiefen Einschnitt mit steilen Wänden bildet die Bucht von Fan-
galoa, die auf der Karte als ein glänzender Hafen erscheinen könnte; allein sie ist den
Nordostwinden vollkommen frei ausgesetzt, mit unbequemen Küstenriffen gespickt
und entbehrt auch eiues geeigneten Hinterlandes.
Auf der Südseite Upolus ist die Gestaltung uoch ungünstiger, zumal hier der
Südostpassat während des größten Teils des Jahres scharf auf die Küste steht. Bei
Falealili schafft die kleine vorgelagerte Insel Mnsafee mit ihren Riffkränzen einiger-
maßen Schutz. Wir haben mit zwei Kriegsschiffen dort hinter dem Korallenriff ge¬
legen; allein die Anfahrt war infolge der unterseeischen Riffe doch schon bei dem
normalen Seegang sehr bedenklich, und bei stürmischem Wetter würde der Platz
jedenfalls zu vermeiden sein. Nicht anders steht es mit dem Hafen von Safata.
15. Zum Gipfel des Kibo.
Von Hans Meyer. („Ostafrikanische Gletscherfahrten", Leipzig 1890,
Duncker & Humblot.)
Auf dem sanft ansteigenden Terrain, auf welchem schattige, kühle Bananen-
Haine mit kleinen, offenen Grasflecken uud murmelnde Bäche mit künstlichen Be-
wäsferungsgräben abwechseln, stiegen wir in gemessenem Schritt bergauf. Wo der
Moudjobach im offenen Gelände über eine kleine Basaltstufe herabschäumt, öffnet
sich der Ausblick bachauswärts auf eine am hohen Uferrand gelegene Hüttengruppe,
die im Jahr vorher dem amerikanischen Naturforscher Dr. Abbott mit seiner Kara-
wane monatelang als Behausung gedient hat und jetzt, verlassen, von Wind und Wetter
zerzaust wird. Weiter oben gewannen wir von einer Hügelgruppe Unischan über
das ganze Land. Ta sind nirgends schroffe Formen, überall leichte Wellenlinien,
und soweit der Blick nach unten und nach den Seiten reicht, allerorts saftiggrüne
Bananenhaine und kleine, blumige, buschige Grasmatten. Fern aus der dunstigen
Ebene schillert silbern der schmale Tschipesee herauf, überragt von der bläulichen Sil-
honette der Uguenoberge, an die sich östlich die ferneren duftigen Parehberge an-
schließen, während im Westen der Blick in die Steppen durch den langgestreckten.