Australien.
I. Austral-Kontment.
Lage, Größe. Mit fast 8 Mill. c^krn ist Australien der kleinste Erdteil; er ist
kaum so groß wie Brasilien 0-Ausdehnnng 4000 km, N—S 3000 km). Durch
seine Lage inmitten der Wasserhalbkugel ist er der europäischen Kultur sehr fern
gerückt. Tie Dampfer von Bremen bis Sydney brauchen fast 8 Wochen Fahrzeit.
Auch von den übrigen Erdteilen ist der Kontinent durch weite Meeresräume getrennt;
nur nach Asien führt eine Jnselbrücke. So ist es zu verstehen, daß Australien erst
zuletzt von allen Festländern bekannt wurde: 1606 entdeckte Abel T asm an Neu-
Seeland und Tasmanien und befuhr einen großen Teil der Westküste des Erdteils,
den er Nen-Holland nannte. Erst später kam der Name Australien — Südland
auf. Durch James Cook bekam man dann in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts
genauere Kunde von diesen Weltgegenden, und 1788 wurde Ost-Australien von
den Engländern als Verbrecherkolonie besiedelt. Erst nach den ersten Goldfunden
(1851) kamen freie Ansiedler in größerer Zahl. Aber auch heute noch ist der Erdteil
schwach bevölkert und erreicht mit 5Y2 Mill. Einwohnern noch nicht die Volkszahl
von Groß-London. Neuerdings macht sich die „gelbe Gefahr" der einwandernden
Chinesen und Japaner geltend.
Gliederung und Bodenaufbau. Die Küstenumrisse sind äußerst einförmig und
die Zugänglichkeit gering. Der Carpentariagolf ist flach und verschlammt. Die NO
Küste wird durch ein Korallenriff'von 1400 km Länge begleitet. Gute Häfen be-
finden sich nur im 80 und SW.
Nach den Bodenformen sind von W nach 0 zu unterscheiden: 1. ein Tafelland
mit großen Sandebenen, Salzseen und vereinzelten Tafelbergen, 2. mittelhohe
Gebirgsketten, 3. ein ödes Tiefland, dessen Flüsse einen außerordentlich schwan-
kenden Wasserstand besitzen, 4. ein altes Faltengebirge mit gerundeten Formen,
arm an Schluchten und Klammen.
Klima, Pflanzenwelt. Die Lage des höchsten Gebirges im Osten ist für
den ganzen Erdteil sehr unvorteilhaft. Denn so wird der Südostpassat gezwungen,
bereits hier die mitgebrachte Feuchtigkeit abzugeben. Daher ist das Innere des
Erdteils im „Regenschatten" gelegen und sehr niederschlagsarm; es birgt vor-
wiegend Steppen, streckenweise sogar Wüste. Das tropische Gebiet am Earpen-
tariagolf hat regelmäßige Monsunregen und daher Urwälder, Grasflächen sowie
an der Küste Mangrovedickichte. Am besten ausgestattet ist der 80 (Regen zu allen
Jahreszeiten), dessen wasserreiche Ströme zur Bewässerung des Kulturlandes dienen
können. Dort gibt es frische Weiden und gute Äcker.