Full text: Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt (Erg.)

Klima. Ortschaftskunde. 
hauptsächlich vom Winde getroffen werden (Luvseite) und wo infolgedessen die 
Niederschläge häufiger sind, nicht so bedeutend als in den nicht vom Winde 
getroffenen Seiten. So hat z. B. das Thüringer Becken, weil es überall von 
Gebirgen eingeschlossen ist, im Sommer eine ziemlich hohe Temperatur, wäh¬ 
rend im Winter die Kälte oft viel höher steigt als selbst in höher gelegenen 
Gegenden. Das Klima ist also infolge dieses Windschutzes ein binnenländisches. 
Gewitter, meist aus Westen, sind häufig, und in betreff der Hagelschäden 
hat der R.-B. Merseburg nächst Breslau und Posen die ungünstigste Lage im 
ganzen preußischen Staate. Erfurt und Magdeburg stehen darin günstiger. 
IV. Geschäftskunde. 
A. Wegierungsöezirk Magdeburg. 
Die mit * bezeichneten Städte sind Kreisstädte. 
1. Die Altmark mit Salzwedel* 8883 Ew., alte Hauptstadt der Nordmark; 
dort noch der Turm Albrechts des Bären. Schöne Marienkirche. Die Stadt jetzt durch Baum- 
kuchen bekannt. — Salbe a. Milde mit Burgruine. — Osterburg* am Zusammenfluß 
der Uchte und B'^efe, Seehausen am Aland und Werben an der Elbe (Lager Gustav Adolfs 
1631) sind die Grenzpunkte der fruchtbaren Wische. Arendsee am gleichnamigen fischreichen 
See.^— Sehr im Aufblühen begriffen ist Stendal* (— Steinthal), Kreuzungspunkt 
vieler Eisenbahnen, 16184 Ew. Backsteinbauten (Dom, Thore) und altertümlicher Ro- 
land. Standbild des berühmten Archäologen I. I. Winckelmann sgeb. 1717). Tanger- 
münde, hoch über der Elbe gelegen, mit den schönsten Backsteinbauten aus alter Zeit 
(Rathaus, Kirche, Thore), war von Kaiser Karl IV. zum Haupthandelsplatz und zur 
Residenz bestimmt. — Gardelegen* früher durch Bier (Garlei) berühmt. Tiedge 
1752 geboren. Jagdschloß Setzlingen. Walbeck, einst berühmtes Stift. 
Die altmärkischen Städte haben als Wappen einen gespaltenen Schild, dessen vor- 
deres Feld den halben roten Adler Brandenburgs zeigt, während das hintere besondere 
Wappenbilder aufweist. 
2. Das Herzogtum Magdeburg, 1648 säkularisiert,*) bestand früher aus den 
4 Kreisen: Holzkreis, Jerichow, Saalkreis und Luckenwalde, von denen der Saalkreis 
jetzt zum R.-B. Merseburg, Luckenwalde zur Provinz Brandenburg geschlagen ist. 
Magdeburg*, jetzt nach Einverleibung der Vorstädte Neustadt und Buckau 195678 Ew. 
Durch seine güustige Lage an dem westlichsten Punkte der Mittelelbe, ungefähr in der 
Mitte zwischen der Saale- und Havelmündung gelegen, war M. der natürliche Hafen- 
platz sür die unerschöpflich fruchtbare Börde. Durch Otto d. Gr., deffeu Standbild auf 
dem Markte steht, und seine Gemahlin Editha vor allen Städten des Reichs ausgezeichnet 
und zum Sitz eines Erzbistums erhoben, dem die sächsischen und flavifchen Bistümer 
untergeordnet waren, gelangte die Stadt schnell zu Macht und Ansehen und war eine der 
vornehmsten Hansestädte. Die Reformation fand schon 1524 Eingang. Bekannt ist, wie 
tapfer sich die Stadt gegen die Einführung des Interims 1550—1551 wehrte (Unfers 
Herrgotts Kanzlei) und wie sie am 16. (26.) Mai 1631 durch Tilly und Pappenheim er- 
obert wurde und sast völlig in Asche sank. Nach altem Muster ebenso winkelig und eng 
wieder aufgebaut, wurde M. für lange Zeit die stärkste Festung des preußischen Staates, 
wurde aber 1866 ohne Verteidigung den Franzosen übergeben. Königin Luise erbat die 
*) Säkularisieren bedeutet einen geistlichen Besitz in einen weltlichen verwandeln.
	        
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