Full text: Europa ohne Deutschland (Teil 2)

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zieht sie oft schon im Winter in das Tal hinab lStaublawinen). Am 
gefährlichsten aber sind sie im Frühling, wenn der warme Föhn über 
die Höhen dahinfährt und den Schnee plötzlich zum Schmelzen bringt. 
Dann stürzen die Grund - oder Schlaglawinen donnernd zu Tal 
und vernichten auf ihrem Wege die Pflanzungen und Wohnungen der 
Menschen. 
Gewaltige Schnee- und Eismassen sammeln sich auch in den von 
steilen Felsen eingeschlossenen Talmulden der Schneeberge. Sie bilden 
Gletscher; das sind große Eisfelder, die von vielen Spalten und 
Rissen durchzogen werden, in denen während der Sommerzeit Tau- 
und Regenwasser zur Tiefe hinabsickert. Mancher Gletscher gleicht einem 
mächtigen Strome, der sich zwischen den steilen Felsen dahinschlängelt, 
dessen schäumende Wellen aber plötzlich erstarrt sind. Wo er einen Gebirgs- 
riegel überschreitet, stürzt er ab wie ein Wasserfall. An seinem unteren 
Ende kommen die gelblich-grauen Gletscherwasser zum Vorschein. Die 
Schnee- und Eismassen der Gletscher scheinen in vollständiger Ruhe 
zwischen den Bergen eingebettet zu sein. Ju Wirklichkeit aber gleiten 
sie durch die eigene Schwere allmählich abwärts. Die sich zu beiden 
Seiten anhäufenden Felsstücke nennt man Seitenmoränen, die 
Schuttanhäufungen am Fuße des Gletschers Grundmoränen. Dort 
lagern auch die Felsstücke, die von den Eismassen wie auf einem 
Schlitten langsam zu Tal geführt worden find. 
E. Wasserreichtum der Alpen. 
§ 6. 1. Flüsse. Die Alpen bilden in klimatischer Hinsicht die wichtigste 
Gebirgsmauer Europas. Sie scheiden den warmen Süden von dem 
gemäßigten Mitteleuropa. An ihren Gebirgszügen kommt anch der 
Wasserdampf der feuchten Westwinde zum Niederschlag. Deshalb haben 
namentlich die Westalpen reichliche Regenmengen. Im Winter aber 
sammeln sich auf den Höhen gewallige Schneemaffen an, die im 
Sommer den Flüssen unerschöpfliche Wassermeugeu zuführen. Infolge 
dieser reichlichen Niederschläge sind die Hochalpen die Wiege zahlreicher 
Bäche und Flüffe. Bald kommen diese aus Moorwiesen und kleinen 
Seen; bald entströmen sie den Gletschern; bald entstehen sie aus starken 
Quellen. Ihre schmutziggelben Wasser eilen wildschäumend durch enge 
Schluchten, oder sie stürzen steile Abhänge hinab, bis sie das Tal 
erreichen und ruhiger dahinfließen. 
2. Alpenseen. Viele Alpenflüffe treten am Fuße der Berge 
in Seen ein, deren Becken einst durch Senkung des Bodens entstanden
	        
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