Full text: Die Landschaften Europas (Bd. 2)

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Gallier beteiligten. Ihre vereinigten Streitkräfte besiegten ein römisches 
Heer, und der Stadt Rom schien jetzt ein ähnliches Schicksal bevorzustehen 
wie zur Zeit der Gallierkämpfe. Aber in der Stunde der Gefahr zeigte sich 
wieder die alte Tapferkeit der Römer und ihre todverachtende Hingebung fürs 
Vaterland. Als in einer zweiten Schlacht ihr Heer durch die Streitwagen der 
Gallier in Verwirrung geriet, ließ der Konsul Decins Mus sich und die 
Feinde von einem Priester den Göttern der Unterwelt weihen. Dann stürzte 
er sich in das dichteste Schlachtgetümmel; ihm nach seine Scharen. Er fand 
den Tod, den er suchte; aber die Römer siegten. Rom war gerettet. Endlich 
mußten alle Völker Mittelitaliens die Oberhoheit Roms anerkennen. 
In den unterworfenen Ländern wurden Militärkolonien und Heerstraßen 
angelegt, um ihre Unterwerfung zu sichern. Bald darauf dehnten die Römer 
ihre Herrschaft auch über Unteritalien aus. 
b) Der Krieg mit Tarent und Pyrrhus. 280 - 272 v. Chr. 
1. Veranlassung. Die Bewohner der Stadt Tarent in Unteritalien 
waren durch Schiffahrt und Handel zu Macht und Ansehen gelangt. Sie 
sahen aber mit Besorgnis, wie die Römer auch zur See immer mächtiger 
wurden. Diese gereizte Stimmung kam zum Ausbruch, als einst eine römische 
Flotte im Hafen von Tarent vor einem Sturme Schutz fnchte. Die Tarentiner 
eilten auf ihre Schiffe und griffen die römischen Fahrzeuge au. Vier Schiffe 
wurden zerstört, der Anführer und die Mannschaft getötet. Für diesen 
Friedensbruch forderten die Römer Genugtuung; aber die Tarentiner wiesen 
sie ab, und unter dem Hohngelächter des Volkes besudelte ein Possenreißer 
das Gewand des römischen Gesandten. Empört über diese Beleidigung, 
rief dieser aus: „Dieses Kleid wird in Strömen eures Blutes reingewaschen 
werden!" Damit war der Krieg erklärt. 
2. Pyrrhus siegt bei Heraklea. Die verweichlichten Tarentiner 
konnten den kriegsgeübten Römern allein nicht widerstehen. Sie riefen deshalb 
den König Pyrrhus von Epirns zur Hilfe herbei. Mit einem auserlesenen 
Heere und zwanzig Elefanten, die auf ihrem Rücken mit Soldaten besetzte 
Türme trugen, erschien er in Italien. Bei Heraklea stellte er sich den 
Römern entgegen. Diese griffen ihn tapfer an. Siebenmal versuchten sie, 
seine Schlachtreihen zu durchbrechen; aber es gelang ihnen nicht. Als dann 
Pyrrhus seine Elefanten vorrücken ließ, gerieten die Römer in Verwirrung; 
sie mußten nach großen Verlusten weichen. Ihre Gefallenen lagen jedoch alle 
mit der Stirn gegen den Feind; sie waren im Kampfe, nicht auf der Flucht 
erschlagen worden. Bewundernd soll Pyrrhus ausgerufen haben: „Hätte ich 
solche Soldaten, so wäre die Welt mein." 
3. Verhandlungen. Pyrrhus glaubte, die Römer würden bereit sein, 
mit ihm Frieden zu schließen. Er schickte deshalb einen Gesandten nach Rom, 
der seine ganze Beredsamkeit aufbot, um den Senat zur Annahme der Friedens- 
Vorschläge zu bewegen. Seine Bemühungen schienen Erfolg zu haben. Da 
ließ sich der alte, blinde Appius Claudius in einer Sänfte in den Senat
	        
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