Full text: Bodenständiger Unterricht

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Sie hören verwundert und sehen vielleicht auch genau auf ihrem 
Atlas zu — obgleich dieser es wegen des kleinen Maßstabes nicht so 
scharf zeichnen kann! —, daß z. B. Ravenna zur Zeit des Römerreiches 
am Meere lag, während es heute als Binnenstadt etwa 6 km von 
der Küste entfernt ist. 
Sie schließen bald selbst, daß auch Venedig dieses Schicksal teilen 
wird, wenn der Mensch es nicht verhindert. . . .: eine ganze Kette 
von bedeutungsvollen erdkundlichen Erkenntnissen und eigenen Schluß- 
folgerungen wird durch die heimatliche Anschauung ermöglicht. 
Ein solch vielseitiges und gründliches Verständnis und Wissen 
kann auch der sorgfältigste Unterricht im Schulzimmer, dem nicht 
heimatkundliche Spaziergänge vorangegangen sind, unmöglich erreichen. 
Das ist vielmehr nur durch lebendige Anschauung in der Wirk- 
lichkeit herbeizuführen. 
Und dann wird den erdkundlichen Belehrungen auch eine größere 
Aufmerksamkeit entgegengebracht, und zwar deshalb, weil sie durch 
wirkliche Anschauungen möglichst gut vorbereitet worden sind. 
lnschwem^ An der Werre, z. B. am Berger- und Lübbertor, an der Hansa- 
mungen. brücke usw. 
und an der Aa, z. B. bei der Huthschen Mühle und bei derjenigen 
von Schachtsiek in Diebrok, sehen die Schüler die angeschwemmten 
Sand-, Schlamm- und Steinhaufen und werden jedesmal 
darauf aufmerksam gemacht, welche Mengen das sind. 
Wir stellen an Ort und Stelle Vermutungen darüber an, woher 
sie wohl kommen, und wie sie entstanden sein mögen. 
Wir suchen undbetrachtengrößereundkleinere, eckigeundabgerundete 
Steine aus dem Flußsande und schließen aus dem Grade der Abstoßung 
der Kanten und aus der mehr oder weniger vorgeschrittenen Abrun- 
dung auf den kürzeren oder längeren Weg der Steine im Wasser. 
Wir achten darauf, wie von Zeit zu Zeit die Kolke am Bergertor 
und bei der Huthschen Mühle gereinigt werden müssen, wie groß die 
ausgeworfenen Haufen Sand und Kies, wie zahlreich die fort- 
gebrachten Fuder sind, wie Sand und Kies durchgesiebt und zu 
Bauzwecken oder, wie vor kurzem, zur Herstellung von Rohren für 
die Entwässerungsanlagen der Stadt verwertet wird. *) 
*) Nach Mitteilungen des Herrn Dipl. Jng. Ulrici, des Leiters des 
hiesigen Kanalbauamtes, sind dabei über 500 cbm Werresand für Rohre, Ufer- 
mauern und Kläranlage verarbeitet. Auch bei den Dükerbauten sind größere 
Mengen gewonnen und nutzbar gemacht.
	        
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