Kreis Friedberg, bearbeitet von A. Storch.
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sein eigen nennt, ist besonders das kunstvolle, reich verzierte Braut-
tor zu nennen.
Die katholische Gemeinde besitzt seit 1882 an der Haagstraße eine neue
Kirche.
Doch nun wandern wir auf der verkehrsreichen Kaiserstraße, deren
Breite die bequeme Abhaltung der verschiedenen Märkte gestattet, und die
ihren Namen von dem Besuche Kaiser Wilhelms I. in Friedberg (1874) er¬
halten hat, dahin, werfen ein Blick auf das neu hergestellte Rathaus und
das Gebäude, in dem Luther 1521 übernachtete, schreiten am mächtigen Bau
des Hotels Trapp, dem baumumstandenen Platz, der das hübsche Krieger-
denkmal trägt, vorbei und lassen uns von den vielen Läden sagen, daß hier
ein reges Leben und Treiben herrscht. Und wenn die Bahnzüge, die nach
Frankfurt und Kassel, nach Homburg, Hanau und in die nördliche 'Vetterau
fahren, die Käufer hereinführen, so bringen sie andererseits auch wieder
die vielen Erzeugnisse der Klbuminpapier-, Zucker-, Lack-, Möbelfabriken,
der Brauereien und Buchdruckereien hinaus. — Hn dieser Stelle sei auf
den vielbogigen, hohen Viadukt der Main-U)eser-Bahn hingewiesen (er-
baut 1847—1850).
3mfrrter wieder wird der Besucher der Stadt von der Jetztzeit zu
früheren Tagen und Zeitabschnitten geleitet. Dort liegt in einer linken
Zeitenstraße (von der Burg aus gerechnet) das aus dem Jahre 1260 stam-
mende gotische Bauwerk des Judenbades, das einst religiösen Waschungen
diente. In einem großen, schön und zweckentsprechend umgebauten Hause,
unweit des Vorschuß- und Kreditvereinsgebäudes, haben drei zusammen¬
gehörige Institute Aufnahme gefunden: das Museum, das Stadtarchiv und
die Stadtbibliothek. Trsteres enthält Sammlungen aus vorgeschichtlicher,
römischer, fränkischer, mittelalterlicher und neuer Zeit. Das Stadtarchiv
birgt handschriftliche Urkunden, Karten, Pläne, Bilder, die der (Drts- und
Familiengeschichte Friedbergs und der Nachbarschaft dienen. Die Stadt-
bibliothek sammelt die Druckwerke über Friedberg, überhaupt die
wetterau, die in früherer Zeit erschienen sind und noch erscheinen werden.
Die in der Leonhardstraße gelegene, neue 5lugustinerschule (Gymnasium
und Realschule) erinnert uns mit ihrer malerischen Umgebung, mit den statt-
lichen Gebäuden des Hochbau-, des Finanzamtes und der Gberförsterei
an den Beginn der Neuzeit, da der wohlhabend gewordene Bürger in
schmuckem Häuserbau äußere Zeichen seines Reichtums suchte. —
ITC an hat Friedberg mit Recht eine Stadt der Schulen genannt. Kußer
den schon erwähnten Anstalten seien polytechnische Lehranstalt, Gewerbe-
schule, Stadtschule (Musterschule), Obstbau- und landwirtschaftliche IDinter-
schule hervorgehoben. Und schließlich darf man hierher Taubstummen- und
Blindenanstalt rechnen, welch letztere seit 1912 in einem großartigen Ueu