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Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 11.
denn eine Schar junger Friedbergerinnen hat sich darin zur Schillerschnl-
gemeinde vereinigt. Die nüchterne Burgkirche und der Wasserturm passen
nicht zu dem bunten mittelalterlichen Bild, besser schon der schmucke Zankt
Georgsbrunnen aus 1738, dessen lateinische Inschrift etwa zu deutsch be-
sagt: ,,(Es hat Natur lang widerstrebt, bis endlich herbeifloß ersehnetes
Wasser, ein köstliches Uaß". hinter ihm erhebt sich das aus dem einstigen
Burggrafiat (Siidbau) und dem Deutschordenshaus (Nordbau), dem Sitz
der mittelrheinischen Reichsritterschaft, hergestellte Schloß unseres Landes¬
herrn. DieInschrift des schönen,dreiteiligenTores: ,,Friede denKommenden.
Friede den Scheidenden, des Friedens süßer Engel umheg das ganze Haus"
— Klingt wie ein herzlicher Gruß, der dem hochverehrten Schloßherrn
geweiht ist.
Während hinter dem nördlichen Burgeingang in einem Mittelalter-
lichen Bau die Schillerschule Unterkunft gefunden hat, beherbergen die
ehemaligen Verwaltungsgebäude der Burg, zu welchen die Kanzlei neben
dem Südtor (rechts) gehört, die Zöglinge des im Jahre 1817 gegründeten
Großherzogl. Lehrerseminars. Huf dem freien Platz zwischen den beiden
Lehrgebäuden steht das schlichte Peter-Müller-Denkmal, das uns an den
Komponisten inniger Volksweisen, vor allen: ,,Gold'ne flhre, du mußt
fallen" gemahnt. Über dem erwähnten Tore prangt nach der Stadtseite
zu der doppeltköpfige Raiseradler mit Schwert, Szepter und Brustschild,
auf dem sich das Wappen der mittelrheinischen Beichsritterschaft und das
der Stadt befinden. Darunter ist eine den Burgfrieden schwörende Hand
mit den Worten: ,,Frid sy by uch !" (Friede sei mit (Euch !). Huf der West¬
seite der Burg tritt nach der Vorstadt zu der dicke Turm hervor.
Schauen wir nun nach Süden, so schweift unser Huge über die breite
Kaiserstraße, ihre oft recht malerischen Hnbauten und empor zu dem Turme
der Liebfrauen- oder Stadtkirche, die gleichsam das Wahrzeichen der ein-
stigen freien Reichsstadt, wie der Hdolfsturm das der Burg ist. Ts ist schade,
daß der unselige Streit zwischen Stadt und Burg den Husbau der Türme
verhinderte, da das Gotteshaus dann auch äußerlich dem Dom der heiligen
Elisabeth zu Marburg gleichkommen würde.
Das Innere des im Jahre 1250 begonnenen, schönsten gotischen Baues
von Oberhessen zeigt ein dreiteiliges Langhaus, dessen zwölf Säulen die
mächtigen Spitzbogengewölbe tragen und das durch einen fünfteiligen Thor
in dem das Sakramentshäuschen und die Thorstühle besondere Schmuck-
stücke sind, haben in dem Lettner (Lesebühne) eine Scheidewand. Die mit
schönem Maßwerk versehenen Fenster sind mit wundervollen älteren und
neueren Glasgemälden geschmückt, von den portalen des in den Icchren
1896— 1901 herrlich erneuerten Gotteshauses, das eine großartige Grgel