Spaniens Natur.
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IX. Pyrenäen-Halbinsel.
1. Spaniens Aatur.
a) Vergleich mit anderen Ländern, b) Dörfer, c) Beleuchtung.
a) Das vielbesungene, wenig gekannte Spanien besitzt die
üppigen Reize, die man gewöhnt ist, dem europäischen Süden
zuzuschreiben, in viel geringerem Maße als seine Schwester-
Halbinseln; sie ist die wildeste der drei, nicht umweht von lauen
Zephyren wie Italien oder das buchtenreiche Griechenland, viel-
mehr nach allen Seiten festgeschlossen gegen die kühlenden
Meereswogen und in seinem weiten Innern von Staubstürmen
durchbraust und dem nngemilderten Sonnenbrande ausgesetzt.
Das „Antlitz Europas", so wird Spanien von seinen stolzen
Söhnen genannt, ist ernst und traurig, von düsterem, aber stets
erhabenen Ausdruck. Vergebens sucht der Wanderer die weichen
Thäler und Gartengelände Italiens oder den deutschen Wald
mit seinem frischen Grün und dem heiteren Vogelgesang. Un-
endliche, baumlose, sonnverbrannte Flächen voll Einsamkeit und
Grabesstille herrschen vor. Und wie die Ebene an die Wüsten
Afrikas erinnert, so gemahnt das Gebirge an die Felsen des
n. Norwegen, denn kahl und nackt starrt es gen Himmel; ander-
wärts breiten sich sandige Steppen aus, wo die Trappe zu
Hause ist; da blüht das Haiderösleiu, und der wilde Ginster
wiegt sich im Winde, aber kein Erntefeld ist auf diesen Ebenen
zu sehen, kein Stück urbaren Landes auf seineu Bergrücken. —
~b) Auch häufen sich nicht Dörfer am Wege, wie in den dichter
bevölkerten und besser angebauten Ländern des Nordens. Hier
sind die Wohnstätten der Menschen mehr als meilenweit von
einander entfernt. Dafür sind die spanischen Dörfer meist sehr
malerisch gelegen, bald hoch am Rande eines Abgrundes, bald
auf dem steilen Abhänge eines Berges sich hinschlängelnd. Und
diese Dörfer sind immer umfangreich, denn das Landvolk drängt
sich darin gern in Massen zusammen, aus Furcht vor den
Räuberbanden, welche die Ebene unsicher machen. — c) Ein
Hauptreiz der spanischen Landschaft liegt in der Beleuchtung.
Was ihr einen so eigentümlichen, den Bewohner des Nordens