— 340 —
V, Kunstgeschichtliches.
Die wichtigsten Bauwerke sind unsere Gotteshäuser. Ihre
Bauform zeigt für bestimmte Zeiträume eine gewisse Gleichmäßigkeit
und einen herrschenden Einfluß sowohl auf andere Bauten (Rat-
und Bürgerhäuser, städtische Brunnen usw.) als auch auf das Kunst-
gewerbe. Solche einheitliche Kunstformen nennt man Stil. Es
werden nun in der Zeitfolge verschiedene Bauweisen unterschieden,
für die besondere Bezeichnungen gebräuchlich sind. So spricht man
0on einem romanischen Baustil, wenn die Grundform der römischen
Bauweise (die Kreuzform, Basilika) beibehalten und weiter ver-
wertet ist. Weil Deckenraum, Türeiugäuge (Portale) und Fenster
halbkreisrunde Gewölbe und Bogen zeigen, so nennt man diese
Bauweise, die vom 10.—12. Jahrh. herrschte, auch „Rundbogen-
stil" (s. Abb.). Teile dieser ältesten Bauform enthalten die Kirchen in
Jetenbnrg, Petzen, Meerbeck, Lindhorst, Heuerßen und Bergkirchen; vgl.
Abb. Vehlen. — (Herrliche Zeugen der romanischen Bauzeit sind in
Deutschland z. B. die Dome zu Speier, Worms, Braunschweig und die
Michaeliskirche zu Hildesheim). — Gegen Ende des 12. Jahrh. treten
neben Rundbogen gleichzeitig Spitzbogen auf. Mit der letztereu Gestal-
tuugsform waren die Völker des Abendlandes auf deu Kreuzzügen nach
dem Orient bekannt geworden. Diese vermittelnde Bauweise war
bis ius 13. Jahrh. üblich i „Ubergangsstil"). — Es entwickelte sich
darauf im 13. und 14. Jahrh. der reine „Spitzbogenstil", von den
Italienern gotischer Baustil genannt (s. Abb.). Die Gewölbe,
Portale und die mit prachtvollen Glasmalereien geschmückten Fenster
gotischer Kirchenbauten zeigen Spitzbogen, das Innere derselben weist
reiche Holzschnitzereien auf. (Hervorragende gotische Kirchen: Kölner
Dom, Elisabethkirche in Marburg, Marienkirche in Lübeck n. a.). — Mit
dem um das Jahr 1500 erfolgten Wiederaufblühen (der Wieder-