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Die Gegenden an der Innerste.
Nöschenrode und die Stadt Wernigerode (13 000 E.). Letztere hat ein
herrliches Rathaus und ein noch viel herrlicheres Schloß mit reizenden Türmen
und einem anmutigen Hofraum, das dem Fürsten von Stolberg-Wernigerode
gehört. Aus ihrem weitern nö. Laufe geht die Holtemme durch Halberstadt
und mündet nö. vom Huywalde in die Bode.
Unsere Betrachtung des Harzes mag mit einem Blick auf die Eisen¬
bahnen schließen, die ihn von der (S. 54) erwähnten Gürtelbahn aus
durchqueren oder in ihn eindringen. Es gibt drei Harzquerbahnen:.'1. in
ns. Richtung von Wernigerode (über Drei-Annen, Elend, Sorge, Bennecken-
stein, Ilfeld) nach Nordhausen; • 2. in sw. Richtung von Blankenburg (über
Rübeland, Elbingerode, Tanne, Brunnenbachstal, Wieda) nach Walkenried;
-3. in derselben Richtung von Ballenstedt (über Gernrode, Mägdesprung,
Güntersberge, Stiege, Ilfeld) nach Nordhausen. Zweigbahnen führen 1. von
Goslar (über Langelsheim) nach Zellerfeld, 2. von Lauterberg nach Andreas¬
berg, 3. von Brnnnenbachstal nach Braunlage, 4. von Stiege nach Hassel¬
felde, 5. von der Eisfelder Talmühle (über Benneckenstein) nach Sorge, 6. von
Wernigerode (über Drei-Annen) nach dem Brocken. — Die von Halberstadt
w. über Vienenburg gehende Bahn aber soll uns nunmehr nach dem West¬
stück unseres Heimatlandes zurückführen, das sich von der Innerste über die
Nette und Leine hinaus bis zur Weser erstreckt.
$ 13. Die Gegenden an der Innerste und an der
Leine.
1. Der mittlere Hauptteil unsers Landes umfaßt die Kreise Ganders¬
heim und Holzminden. Ersterer gehört nebst dem Regierungsbezirk Hildes¬
heim (Pr. Hannover) zu dem Berglande an der Innerste und der Leine,
zum sogenannten Ostfälischen Berglande, d. h. zu den gebirgigen und hüge--
ligen Landschaften, die im O. und N. von der Innerste, im S. von der
Rhume, im W. von der Leine durchflossen werden und sich w. bis zur
Weser fortsetzen. Die breite Talsenke der Leine zerlegt dies Gebiet in eine
ö. und eine w. Hälfte. Wie der Harz und dessen n. Vorland haben die
sehr zahlreichen Bergzüge meist die Richtung nach NW., sind aber im ein¬
zelnen öfters eiugebogen und bieten überhaupt das Bild bunter Mannig¬
faltigkeit. Im Mittelalter der Erde aus den Schichten entstanden, die das Meer
in diesen Gegenden absetzte, zeigen die Gebirge die untersten (Trias-) Schichten,
die aus Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper bestehen, manchmal verschoben,
so daß sie nebeneinander liegen. Vorherrschend ist der Buntsandstein; durch
ihn erhält das Wasser der Leine, Rhnme und Innerste rötliche Färbung.
Über und neben diesen Schichten steigen dann Wände jüngeren Gesteins steil
empor, solche also, die der Jura- und Kreideformation angehören. — Auf
diesem Gebiet hat nun im Laufe der Zeiten die fleißige Hand des Nieder¬
sachsen eine reiche Kulturlandschaft geschaffen, in der sich überall mit dem