Full text: Deutschlands Kolonien

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erhielten die Studierenden nicht nur theoretische Anweisungen für den Unterricht 
in den alten Sprachen, sondern sie wurden auch durch praktische Ubungen im 
Ünterrichten für ihren künftigen Beruf vorbereitet. So wurde durch die Sorge 
des Konigs den preußischen Schulen ein tüchtiger Lehrerstand herangebildet. 
Im Jahre 1790 entstand die Tierarzeneischule, sechs Jahre später die medi⸗ 
zinisch chirurgische Pepinière zur Hebung der Arzeneikunde; auch eine Ingenieur⸗ 
und eine Arülllerie-Akademie, viele Garnisonschulen und andere Bildungsanstalten 
wurden gegründet. 
Im polnischen Feldzuge hatte des Königs gewaltige Natur einen schweren 
Stoß bekommen, von dem sie sich nicht wieder erholte. Es bildete sich eine 
Brustwassersucht heraus, die dem Kranken die größten Schmerzen bereitete und 
ihn, nachdem er lange mit großer Geduld und heldenmütiger Standhaftigkeit 
dle füͤrchterlichsten Lelden erduldet hatte hinraffte. Am 16. November 1797 
endete er, erst 52 Jahr alt, ein Leben, desfen Andenken in seinen Schöpfungen 
weiter lebt. Nicht wenige von diesen haben einen Aufschwung genommen, durch 
Pelchen sie ein Stolz der preußischen Verwaltung geworden sind. 
26. Ein Wort König Friedrich Wilhelms III. 
über die Religion. 
„Ich selbst verehre die Religion, folge ihren beglückenden Vorschriften und 
möchte um vieles nicht über ein Volk herrschen, welches keine Religion hätte; aber 
ich weiß auch, daß sie Sache des Herzens, des Gefühls und der eigenen Aberzeugung 
sein und bleiben muß und nicht durch methodischen Zwang zu einem gedankenlosen 
Plapperwerk herabgewürdigt werden darf, wenn sie Tugend und Rechtschaffenheit 
befördern soll.“) 
27. Die Bestrebungen für Preußens Wiedererhebung. 
Tiefer als durch den Frieden zu Tilsit (vom 9. Juli 1807) konnte der 
Staat Preußen kaum fallen. Aber tröstlich ist es zu sehen, wie sofort nach 
dieser furchtbaren Kalastrophe, weder entmutigt durch so niederschmetternde 
Schläge, noch eingeschüchtert durch den im Lande stehenden Feind, von oben und 
unten her gleichmäͤßig auf eine Wiedererhebung Preußens hingearbeitet ward. 
Die königliche Famille selbst gab das hochherzige, wahrhaft ruührende Beispiel 
cnerseits der Standhafligkeit im Unglück, anderseits der Hingebung für das 
Wohl des Landes. Durch jede Art von Opfern suchte sie vor allem zu erreichen, 
daß die Kriegsschuld möglichst bald abgezahlt und das Land von der feindlichen 
Besetzung befreit werde. 
) Aus einer Verfügung vom 11. Januar 1798, vom Kabinettsrat Anastasius Ludwig 
Mencken (1752 1801), dem Großvater des Fürsten Bismarck, entworfen. — Vergl. Varrentrapp: 
„Johannes Schulze.« Leipzig, 1889. S. 228 ff.
	        
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