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Die wichtigsten Erscheinungen i. d. außerfränkischen Ländern.
die Herrschaften Apulien (nebst Kalabrien) und Sizilien als päpstliche Lehen.
1130 Rogers Sohn, RogerII. vereinigte die genannten Länder zum Königreich
beider Sizilien (unter Beibehaltung der päpstlichen Oberlehensherrlichkeit),
gewann dazu Neapel und Capua und brachte somit ganz Süditalien unter sein
Szepter. Nach dem Tode seines Enkels Wilhelm II. (f 1189) fielen die Länder
an die Hohenstaufen.
2. Das Oströmische Reich.
«m 720 Zu Anfang des 8. Jahrh. nahm das Oströmische Reich unter Leo
dem Jsaurier einen neuen Aufschwung. Dieser tatkräftige und kriegerische
Fürst schützte durch die siegreiche Verteidigung Konstantinopels gegen
die Araber Südosteuropa vor dem Islam, entfesselte jedoch durch sein
Verbot der Bilderverehmng den für Byzanz verhängnisvollen Bilder-
streit. Letzterer tobte über 100 Jahre und schwächte nicht bloß die Kraft
des Reiches gegen die ©laben und Araber sondern erweiterte auch die ohne-
hin schon bestehende Spaltung ber römisch-katholischen Kirche von ber
griechisch-katholischen (enbgültige Trennung 1054).
In ber griechisch-tnorgenlänbischen Kirche entstanden zwei Parteien, bie
Bilderstürmer, bie aus ben Kirchen, Klöstern unb sonstigen Anbachtsstätten alle
bilblichen Darstellungen beseitigen wollten, und die Bilderdiener, die deren Bei-
»m 850beHaltung verlangten. Nach erbittertem Kampfe entschied Kaiserin Theodora
zugunsten der letzteren. Da die römischen Päpste sich für die Verehrung der Bilder
erklärten, machte während der Herrschaft der bilderfeindlichen Kaiser die Scheidung
Ostroms vom Abendlande weitere Fortschritte.
8. Der Islam.
Im Islam trat zu der religiösen Spaltung (in Sunniten und Schiiten)
eine staatliche. Der Schiite Abul Abbas, der Nachkomme eines Oheims
750 bes Propheten, stürzte bie Omaijabenbynastie unb rottete sie fast gänzlich
aus. Nur ein einziges Mitglieb bes Omaijabenhauses, Abberrha-
756 man, entkam nach Spanien unb grünbete bort bas selbstänbige Kalifat
von Cordova, das sich später in eine Anzahl Emirate (Teilfürstentümer)
auflöste. Durch fortwährenbe innere unb äußere Kämpfe zerrüttet, er-
lagen biefe im weiteren Verlaufe bes Mittelalters ben christlichen Staaten
ber Pyrenäenhalbinsel.
Die Abbasiden (750—1258) verlegten ihren Regierungssitz nach
dem neuerbauten Bagbab (am Tigris, nördlich vom altert Babylon) unb
762 errichteten somit bas Kalifat von Bagdad, bas besonbers unter bem sagen»
um 800verherrlichten H a r nn-ar-R afch ib, bem Zeitgenossen Karls bes
Großen (vgl. S. 53) ber glanzvolle Mittelpunkt bes vorberasiatischen
Kulturlebens war. Doch verlor bas Kalifat ber Abbasiben balb alle Macht
an ben Emir-al-Omrä (Fürst ber Fürsten), ber als Oberster der
Leibwache allmählich eine ähnliche Stellung erlangte, wie sie bie Hausmeier
ben Merovingern gegenüber eingenommen hatten und später auch ben