XVIII.
Die großen Entdeckungen zu Ende des fünfzehnten und zu
Anfang des sechzehnten Jahrhunderts.
1. An der Spitze der Begebenheiten, welche zu Ende des fünf¬
zehnten und zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts die Stellung der
Völker und Staaten zu einander verändern und der Thätigkeit der
Menschen neue Ziele geben, steht die Befahrung und Erforschung des
Oceans und die Auffindung der Küsten von jenseitigen Ländern, die
theils zur See noch nicht erreicht, theils der Kenntniß Europa's gänzlich
verborgen geblieben waren. Die Fahrten der Portugiesen an der West¬
küste von Afrika bilden die Einleitung dazu, und während dieses Volk,
dem betretenen Wege folgend, die Südküsten Asiens erreicht, erschließt
sich durch Unternehmungen, die von Spanien ausgehen, in entgegen¬
gesetzter Richtung eine neue Welt. König Johann II. von Portugal
(1481—1495), der Sohn und Nachfolger Alphons' des Afrikaners, be-
zeichnete den Anfang seiner Negierung durch den Versuch, die Macht
des hohen Adels einzuschränken. Er erreichte seinen Zweck durch die
Aufhebung der von demselben in seinen Befitzungen geübten selbstständigen
Gerichtsbarkeit. Der Widerstand wurde besiegt, da der Plan seiner
Gegner, Hülfe in Castilien zu gewinnen, fehlschlug, und der niedere
Adel auf der Seite des Königs stand. Ein Versuch des Adels, an
Mitgliedern der königlichen Familie Vorfechter zu gewinnen, scheiterte
im Jahre 1484 ebenfalls, da der König einen Bruderssohn seines Vor¬
gängers und Bruder seiner Gemahlin, den Herzog von Viseo, der das
Haupt einer Verschwörung geworden war, zu sich rief und eigenhändig
niederstieß, die übrigen Theilnehmer aber einzog und der Hinrichtung
überlieferte. Er trat nun an die Spitze derjenigen Thätigkeit, welche
in Folge der afrikanischen Entdeckungen den niedern Adel und den
Bürgerstand ergriffen hatte, und indem er die Fortsetzung jener Unter¬
nehmungen betrieb, verwuchs er desto enger mit dem Volke. Der durch
die Aussicht auf Handelsgewinn immer neu gereizte Sinn für gewagte
Kiesel, Weltgeschichte. II. 3(5