100 Geographie Griechenlands.
Die im größten Teile vorhandne Unwirtbarkeit des Bodens bewirkte in Ver-
biudung mit der Unzugänglichkeit des Landes, daß die Ätoler ein kriegerisches,
aber unkultiviertes und in offnen Dörfern zerstreut wohnendes Volk blieben')
und erst, als Griechenlands Freiheit bereits verloren war, vorübergehend eine
Rolle in der Weltgeschichte spielten. In der Ebne des Euenos lag eine alte Stadt
K a l y d o n. Im Innern ward später Thermo n der Hauptort.
3. Das Land der Lokroi Ozolä erstreckt sich vom Vorgeb. Antirrhion
bis zu der krissäischen Bncht. Im Norden lag das Korar - Gebirge, vor dem nach
dem Parnassos eine fruchtbare Ebne sich erstreckte mit der Hauptstadt Am pH iss a.
Die Bewohner glichen in vieler Hinsicht den Ätolern und Akarnanen').
4. Doris hieß die enge und kleine Landschaft in den Quellbezirken des
Kephisos und Hylaithos, südl. vom Öta und Kallidromos. Weil sie 4 Ortschaf-
ten enthielten, ward sie wol auch die dorische Tetrapolis genannt^).
5. Phokis (38 IHM.) erstreckte sich vom Kallidromos bis zum korinthi-
schen Busen und erreichte iu ältrer Zeit auch das euböische Meer, an den: es die
Hafenstadt Daph nos im Besitz hatte4). Zwar haben die Phoker (Gwxx5x) zur
geistigen Entwicklung nicht selbstthätig beigetragen, aber den Ruf eines kriege-
risch wackern und fest gesinnten, gesunden Volks behauptet. Mit zahlreichen
Städten war das fruchtbare Kephisosthal besetzt, unter denen Elateia als ein
Schlüßel Mittelgriechenlands und Abä wegen seines Heiligtums des Apollon
hervorzuheben sind5)- Bei weitem die wichtigste Gegend war die des Parnassos
(§ 40, 5), da ein dessen Südostfuß Griechenlands herlichstes Heiligtum Del-
phoi lag. In der sich znm Meer erstreckenden Ebne war erbaut die Stadt
Krisa (Krissa) und dicht am Meer die Hafenstadt der Orakelstätte Kirr ha").
Östlich davon war noch Antikyra ein nicht unwichtiger Hafenort.
6. In der den Thermopylen zunächst gelegnen Küstenlandschaft, in welche
die Abhänge des Kallidromos und Knemis auslaufen, fo daß an der Küste nur
schmale ebne Striche bleiben, wohnten die Lokroi Epiknemidioi, deren
Hauptstadt Thronion, die Hafenstadt Knemides (oder Knemis) wen:7).
7. Südostwärts lag eine ähnliche, nur von wenigen hochansteigenden
Bergen gebildete Küstenlandschaft, bewohnt von den Lokrern, welche von ihrer
im Binnenland gelegnen Hauptstadt Opus deu Beinamen der opnntischen
führten. Außer deiu Hafen Kl) n os8) waren noch mehrere sichre Ankerplätze vor-
handen, trefflich geeignet um gegen Enböa Seeraub zu üben, zu dessen Ver¬
hütung die Athener die kleine Insel Atalante besetzten und befestigten^).
8. Böotia (58 Dl.) nimmt den ganzen Raum zwischen dem alkyoni-
schen Meerbusen und dem Euripos eiu und erstreckt sich von den Grenzen der
Phoker und opnntischen Lokrer bis zum Kithärou (vgl. 8 40, 5). Die Ebnen
gaben reichen Ertrag von Weizeu und auf den waldbedeckten Höhen waren tresf-
1) Thuc. I 5 und III 94, woselbst er auch die int Osten und Norden wohnenden
Stämme: 'Anodcoroi, 'OcpLovsig (Ogcnffg Strabo 635) und Evqvxccvss nennt. Hin¬
zuzufügen sind die an den Grenzen Akarnaniens im Acheloosthale wohnenden 'Aygcclot
(Thuc. II 102. III 106. III 116. IV 77. Strabo 635). — 2) Thuc. I 5. — 3) He-
rod. VIII 31. Thuc. I 107 nennt nur Boiöv, Kvzlviov u. 'Eqwsos, wie auch
Strabo 669 (vgl. 514). 602 fügt der Letztre Tlivdög hinzu, welches den alten Be-
wohnern, den Drpopern, gehörte. — 4) Strabo 587. 589. — 5) Aufzählung bei
Herod. VIII 33. — 6) Krisa erwähnt schon Homer (h. Ap. 269 it. 282) als eine heilige
Stadt. Die beiden Städte unterscheidet ausdrücklich Strabo 587 u. 590, wärend sie
Pansan. X 37, 4 f. für identisch hält. Anch O. Müller Orchom. 495 ist der Ansicht,
daß die Namen nur verschiedne Dialektformen seien. Die entgegengesetzte Ansicht wird jetzt
kanm mehr bezweifelt. Bnrfian Geogr. von Griechenland I S. 180 f. — 7) Strabo
600 f. — 8) Strabo 599. — 9) Thuc. II 32. III 89.