Full text: Der deutsche Krieg von 1866

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finden will, die alten bleiben immer neu und die frischesten sind 
die ältesten. Der alte Homer war deswegen blind, damit er 
recht unbefangen in die Herzen der Menschen sehen konnte, und 
Ferdinand Schmidt hat ihm jetzt den Wanderstab für Deutsch¬ 
land gereicht, und er pilgert an seiner Hand durch die Kinder¬ 
zimmer und Schulsäle, und der Grieche Homer und der Germane 
Schmidt erzählen der lauschenden Jugend die Fahrten und 
Abenteuer der trojanischen Helden. Wenn Herodot sagt, daß 
Homer den Griechen ihre Götter gegeben habe, so ist dieser 
Ausspruch nur zu bescheiden, Homer hat der ganzen civilisirten 
Welt ihre Götter gegeben, und, wenn das Kind der Vater des 
Mannes ist, so bewundern noch alle Generationen die Tapfer¬ 
keit des Achill, die Treue der Penelope, die Kühnheit des Diomed, 
als göttliche Ideale, die zu erreichen die höchste Tugend ist. Do 
lange es noch Kinder giebt, werden sie am liebsten mit Odysseus 
auf Reisen gehen, und Bücher, wie die von Ferdinand Dchmidt, 
die ohne sentimentale Süßlichkeit so recht den kindlichen Ton 
zu treffen wissen, sorgen dafür, daß es noch lange Kinder geben 
wird." Aus die Jugendbibliothek von Ferdinand Schmidt über¬ 
gehend. fährt Er. Lessing fort: „Aber nicht bkos das antike 
Epos hat unser Verfasser auf den Spielplatz der Jugend ver¬ 
pflanzt, auch den Baum der deutschen Heldensage hat er in ein 
so passendes Beet gesetzt, daß seine noch unerfahrenen Verehrer 
über die allzu knorrigen Wurzeln nicht stolpern können. Do 
manche verfängliche Scene, wie sie die „Nibelungen" darbieten, 
hat der Herausgeber der „Jugendbibliothek" in der geschicktesten 
Weise zu umkleiden verstanden, ohne dem poetischen Hauch da¬ 
durch zu schaden; die ersten geistigen Athemzüge finden hier die 
reinste Atmosphäre, und die grellsten Leidenschaften werden durch 
eine wohlthuende Beleuchtung gemildert." 
Die Jllustr. Zeit, sagt über die Schmidt'sche Bearbeitung 
der Odyssee und der Jliade: „Nur ein Gemüth, dem die ewigen 
Bilder des größten Epikers aller Zeiten vollkommen klar auf¬ 
gegangen sind, konnte sic der Jugend in so einfacher und doch 
so wirksamer Sprache reproduciren." 
Die Grenz boten u. v. a. Zeitsch. sprechen sich mit gleicher 
Anerkennung über diese Werke aus. 
Eben so warm wurden die beiden Schriften empfohlen von 
Dr. I. Altmann, Schulrath B ormann, Pros. vr. Geppert, 
Prof. vr. M aercker, sowie in dem kritischen Jugcndschriften- 
Verzeichniß, hcrausgeg. vom pädagogischen Vereine in Berlin.
	        
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