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Dritte Periode.
verheerenden Einfälle dieser Völkerschaften leichter abwehren zu
können, stellte er einen Markgrafen über Thüringen (849) und
einen Herzog über Sachsen (850) auf und erlaubte den mächti-
gern Vasallen in ihren Landstrichen Burgen und feste Schlösser
zu bauen. Als nach dem Tode Lothars II. Karl der Kahle ganz
Lothringen an sich bringen wollte, nöthigte er diesen, den östlichen
Theil zwischen der Maas und dem Rheine mit Cöln, Trier,
Aachen, Utrecht, Metz, Straßburg, Basel und andern Städten
an Deutschland zu überlassen. Auch Ludwig der Deutsche berei¬
tete sich durch eine Theilung des Reiches unter seine drei Söhne
(865) mannigfaltigen Kummer. Wie er einst gegen den Vater, so
erhoben nun auch seine Söhne gegen ihn die Waffen. Als er im
Jahre 876 gegen Karl den Kahlen, der ihm listig die Kaiserkrone ge¬
raubt hatte, ziehen wollte, starb er zu Frankfurt. Seine Söhne theil-
ten sich nun so in das Reich, daß Karl mann Bayern mit Pan¬
nonien, Kärnthen, Böhmen und Mahren; Ludwig der Jün¬
gere Ostfranken, wozu auch Thüringen, Sachsen, Friesland und
der größte Theil von Lothringen gehörte, und Karl der Dicke
Alemannien und einige lothringische Städte am Oberrhein erhielt.
Karlmann, welcher ausgezeichnete Herrschertugenden besaß,
erlangte zwar nach dem Tode Karls des Kahlen die Kaiserwürde,
starb aber bald darauf (880) und hinterließ einen natürlichen
Sohn Arnulf, welcher bloß Kärnthen als ein Herzogthum er¬
hielt. Die übrigen Theile des Reiches fielen an Karlmanns
Brüder. Auch von diesen starb schon im I. 882 Ludwig der
Jüngere; da vereinigte Karl der Dicke, der ein Jahr vor¬
her Italien und die Kaiserwürde an sich gebracht hatte, ganz
Deutschland und Lothringen unter seinem Zepter. Ja er wurde
sogar im I. 884 auch von den Franken mit Umgehung Karls
des Einfältigen zum Könige von Frankreich gewählt und so¬
mit in den Besitz des ganzen Karolingischen Reiches gesetzt. Un¬
fähig, über ein so auögebreitetes Reich mit Kraft zu regieren
und die Einfälle der Normänner abzuwehren, wurde er nur ge¬
haßt und verachtet. Die fünf Hauptvölker Deutschlands, die
Bayern, Sachsen, Franken, Thüringer und Schwaben entsetzten
ihn-auf einer Reichsversammlung zu Tribur (11. Nov. 887) und
riefen durch freie Wahl Karlmanns Sohn, Arnulf, den Herzog
von Kärnthen, als ihren König aus.