Full text: Mit einem kolorirten Kupfer (Theil 1)

Reuten von Adlichen, Bürgern und Bauern nicht 
auf, welche alle kamen, Abschied zu nehmen von 
dem groftn Toben. * 
Angethan mit einem Schwäbischen Sterbe¬ 
kittel legte man die Leiche in einen zinnernen Sarg 
und trug sie den 19. Febr. feierlich, begleitet von 
Hohen und Niedern, in die Andreaskirche, wo D. 
Jonas die Leichenpredigt hielt. Zehn Bürger 
mußten den Sarg bewachen. 
Indes langte des Kurfürsten Antwort an, 
welcher, innig betrübt, den Leichnam in die Wit¬ 
tenberger Schloßkirche abzuführcn befahl, so 
dringend auch die Grafen v. Mansfeld gebeten 
hatten, in Eisleben ihn beerdigen zu dürfen. 
Ueberhaupt machte der Kurfürst leztern bittre 
Vorwürfe, d^ß sie Luehern zu einer beschwerlichen 
Winterreife beredet und so seine Tage verkürzt 
hatten. „Wiewol wir am liebsten gesehen," 
heißt es in seinem Schreiben, gedachter M a r- 
tinus seliger were als ein alter ab¬ 
gearbeiteter Mann mit diesen Sa¬ 
chen verschonet pliebenn." 
Luthers Leichcnzug von Eisleben nach Wit¬ 
tenberg (20. Febr.) war nicht wie der eines Pro¬ 
fessors, sondern wie eines Neichsfürsten. 
Die Grafen zu Mansfeld mit ihrem Hofstaate, 
(über 60 Pferde,) fast der ganze Adel der umlie¬ 
genden Gegend, eine Menge Bürger und Bauern 
folgten dem Sarge. Auf der ganzen Strafe bis 
Wittenberg läuteten alle Glocken, strömte alles 
herbei mit Thranen und Seufzern. In Halle, 
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