93
er nie etwas gesagt noch gethan habe, was nicht löblich ge¬
wesen wäre. Er ward, nachdem er schon Proben seiner Tüch¬
tigkeit abgelegt hatte, zum Feldherrn gegen Karthago ernannt.
Der neue Krieg zwischen Rom und Karthago hatte aber fol¬
gende Veranlassung:
Masinissa, König von Numidien, den die Römer den
Karthagern zum Nachbar und Aufseher hingestellt hatten, be¬
unruhigte diese unaufhörlich und nahm ihnen Provinzen und
Städte weg. Die Klagen der Karthager fanden in Rom kein
Gehör. Da griffen diese selbst zu den Waffen; aber dies sah
der römische Senat als eine Verletzung des Friedens an. Der
Mann, der fortwährend im Senate zur Zerstörung Karthago's
aufreizte, war Marcus Porcius Cato.
Er zeichnete sich durch vorzügliche Gelehrsamkeit, durch
große Mäßigkeit und Enthaltsamkeit, durch besondere Anhäng¬
lichkeit an alte Gewohnheiten und durch einen lebhaften Eifer
für die Beobachtung der Gesetze aus. Uebrigens verrieth er
viele Züge eines hämischen und mißgünstigen Herzens. Er¬
fand überall etwas zu tadeln, selten etwas zu loben. Er be¬
neidete fremdes Verdienst, war leicht zu Feindseligkeiten geneigt
und konnte empfangene Beleidigungen nie vergessen. Die Kar¬
thager hatten seinen Stolz gekränkt. Er war mit seiner Aus¬
nahme, die er als Gesandter in Karthago gesunden hatte, nicht
zufrieden gewesen und hatte deshalb dieser Stadt den Unter¬
gang geschworen. Seit dieser Zeit stimmte er für die Zerstö¬
rung Karthago's und fügte jedem Vortrage, den er im Senat
hielt, die Worte hinzu: „Ueberdies bin ich der Meinung, daß
Karthago zerstört werden muß." Einst brachte er einige Fei¬
gen in die Senatsversammlung. Als die Senatoren deren
Größe und Schönheit bewunderten, sagte er: „Diese Feigen
sind erst vor drei Tagen in Karthago gepflückt worden; solche
schöne Früchte trügt dieses feindliche Land, und so nahe sind
wir demselben." Durch solche Künste suchte Cato den Senat
zu gewinnen.
Allein Scipio Nasica war ihm entgegen. Dieser wider-
rieth die Zerstörung Karthago's, weil er fürchtete, daß die