Full text: Geschichte des Alterthums (Abth. 1)

Rom unter den Königen 
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Romulus und Remus, welche Amulius in bet Wildniß am Tiberfluß 
aussetzen ließ, damit sie umkommen sollten. Sie wurden aber von einer 
Wölfin gesäugt, von dem Hirten Faufinlus gefunden, nach Hause genommen 
und erzogen. Sie wuchsen zu füllten Jünglingen heran und als sie ihre 
Abstammung erfuhren, erschlugen sie den Amulius und setzten ihren Gro߬ 
vater Numitor wieder auf den Thron. Er überließ ihnen die Gegend, 
wo sie als Kinder waren ausgesetzt worden, und hier erbauten sie auf dem 
palatinischen Hügel eine kleine Stadt, welcher sie den Namen Rom 
gaben. In dem Streite über den Vorrang erschlug Nomulus den Remus, 
weil derselbe über die niedere Stadtmauer spottete, und wurde der erste 
König der Römer. 
Roumlns. 
Die Sage erzählt weiter: Romulus machte seine menschenarme 
Stadt zu einem Aiyl für Flüchtlinge aus den benachbarten Völkerschaften, 
daher konnte der Ruf der Bürger Roms nicht der beste sein, und weiger¬ 
ten sich die Nachbarn ihre Töchter nach Nom zu verheiraten. Da ver¬ 
anstaltete Romulus Festspiele, zu welchen auf seine Einladung die Be¬ 
wohner der benachbarten Städte nach Nom kamen; als aber aller Auf¬ 
merksamkeit auf die Kampfspiele gerichtet war, raubten die jungen 
Römer auf ein gegebenes Zeichen die schaulustigen Töchter. Des¬ 
wegen entstand Krieg; Romulus besiegte die Bürgerschaften der kleinern 
Städte, die einzeln augriffeu, und verpflanzte sie nach Nom. Den ge¬ 
fährlichen Kampf mit den Sabinern verhinderten die geraubten Sabi¬ 
nerinnen, indem sie bittend zwischen die Schlachtreihen der Sabiner und 
Römer traten. Ein Theil der Sabiner übersiedelte nach Rom 
und baute sich Häuser auf dem quirinalischeu Hügel, so daß die 
Macht der jungen LKadt sich verdoppelte. 
Romulus theilte das römische Volk in drei Tribus und jede Tri¬ 
bus in zehn Curien. Die Tribus stellte 1000 Fußgänger und 100 
Reiter, das Heer des Romulus bestand demnach aus 3300 Mann. Dem 
Stande nach war das römische Volk in Patricier (Edle) und Plebejer 
(Gemeine) eiugetheilt. Die Patricier (Patricii, Patres) schieden sich 
in Geschlechter (gentes), deren zehn eine Curie bildeten. Aus ihnen 
erwählte der König den aus 200 Mitgliedern bestehenden Rath (8e- 
natns), mit welchem er über alle wichtigen Angelegenheiten verhandelte. 
Die Bürgerversammlung (comitia) bestand aus den nach Curien 
aufgestellten Patriciern (eoinitia curiata). 
Der König vereinigte in seiner Person die Würde des Oberprie¬ 
sters, Feldherrn und Richters. Er trug einen Purpurmantel, einen 
elfenbeinernen Scepter mit einem Adler auf der Spitze und einen Kranz 
von goldnem Eichenlaub. Vor ihm her schritten zwölf Lictoren (Gerichts¬ 
diener), deren jeder einen Bündel Ruthen, aus deren Mitte ein Beil her¬ 
vorragte, in dem Arme trug, zum Zeichen, daß der König als Richter 
körperliche Züchtigung und die Todesstrafe zu verhängen das Recht habe. 
Romulus, als (Lohn des Gottes Mars, starb nicht wie ein anderes 
gewöhnliches Menschenkind, sondern wurde während eines Gewittersturmes 
in den Himmel unter die Götter entrückt; er erschien nachts einem Römer 
und befahl ihm, dem Volke zu sagen, Romulus verlange, daß er unter 
dem Namen Quirinus als Schutzgott der Römer, deren Ehrenname Qui¬ 
rlten lautete, verehrt werde.
	        
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