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ist das Theater, in dem ich lebe und webe, und meine Leidenschaft 
ist auch glücklicher Weise mein Amt." 
Seine Verschwörung des Fresko wurde am 17. Januar 1784 
mit aller Pracht und allem theatralischen Pompe und mit ausgezeich¬ 
netem Beifalle zu Mannheim gegeben. Dieses Trauerspiel verbrei¬ 
tete seinen Ruf noch weiter in Teutschland, und in Mannheim hat 
Schiller viel schöne und heitre Tage verlebt. Dennoch sehnte ersieh 
später nach einem andern Wirkungskreise, und die Unzufriedenheit mit 
feiner Lage spricht sich sehr lebhaft in mehreren seiner damaligen 
Briefe aus. Endlich beschloß er, nach Leipzig zu gehen, und er 
schrieb kurz zuvor an seinen dortigen Freund H. . . „Das ist also 
vermuthlich der letzte Brief, den ich Ihnen aus Mannheim schreibe. 
Die Zwischenzeit, vom 15. Marz bis heute, hat sich für mich wie 
eine Criminal-Acte (eine Verhandlung über ein Verbrechen) ausge¬ 
dehnt, und — Gottlob! nun bin ich Ihnen um ganzer 10 Tage 
näher. — Und nun, mein Bester! ein Mal haben Sie Sich doch 
meine ganze Vertraulichkeit auf den Nacken geladen; gönnen Sie 
mir also die Freude, Sie ins Innere meiner häuslichen Wünsche zu 
führen. Ich bin Willens, bei meinem neuen Etablissement in Leip¬ 
zig, einem Fehler zuvorzukommen, der mir in Mannheim bisher sehr 
viele Unannehmlichkeiten machte. Es ist dieser, meine eigne Öko¬ 
nomie nicht mehr zu führen, und auch nicht mehr allein zu woh¬ 
nen.^ Das erste ist schlechterdings meine Sache nicht; es kostet mir 
weniger Mühe, eine ganze Verschwörung und Staatsaction durch¬ 
zuführen, als meine Mrthschaft, und Poesie, wissen Sie selbst, ist 
nirgends _ gefährlicher, als Ui ökonomischen Rechnungen. Meine 
Seele wird getheklt, ich stürze aus meinen idealitchen (erdichteten) 
Welten, wenn mich ein zerrissener Strumpf an die wirkliche mahnt." 
„ Für's Andere brauch' ich zu meiner geheimen Glückseligkeit ei¬ 
nen rechten, wahren Herzensfreund, der mir stets an der Hand ist,
	        
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