Full text: Die Geschichte der Deutschen

152 Zweiter Abschn. Bon Rudolph von Hubsburg bis auf die Reformation. 
sprach den Fluch der Kirche über den Kaiser aus, und die Fürsten ver- 
sammelten sich zu Reuse zur neuen Königswahl. Da entfiel dem Kaiser 
Ludwig das Herz dermaßen, daß er durch Abgeordnete zu Avignon feier¬ 
lich Buße that (1344). Dennoch traten die Kurfürsten auf Antrieb des 
Papstes 1346 zu Reuse zusammen und wählten Karl von Böhmen 
zum Könige der Deutschen; doch konnten sie diesem nicht zur Macht ver¬ 
helfen, bis Ludwig 11. October 1347 auf der Jagd plötzlich starb. Er 
war der letzte Kaiser, welcher den päpstlichen Bannfluch getragen hat. 
Zu München liegt er begraben. — Zu seiner Zeit soll Berthold Schwarz, 
ein Mönch, das Schießpulver erfunden haben. 
Karl iv. 
Drei Fürstenhäuser standen jetzt in Deutschland vorzüglich groß und 
mächtig da, sie hätten vereinigt viel Gutes und Großes bewirken und 
die Völker glücklich machen können; aber leider ließen sie sich leiten durch 
die Leidenschaften gegenseitiger Eifersucht und Lieblosigkeit, befeindeten und 
befehdeten einander, und das arme Volk mußte die Lasten tragen. Das 
luxemburgisch e Haus besaß, außer Böhmen und Mähren, auch einen 
Theil von Schlesien und der Lausitz; das bairische hatte Brandenburg, 
Holland und Tyrol erworben, und das östreichische besaß, außer den 
östreichischen Ländern, Vieles in Schwaben. Die übrigen Fürstenhäuser 
waren minder mächtig. 
Besonders Baiern aber gönnte dem Karl von Böhmen die deutsche 
Krone nicht; es suchte ihm, in Verbindung der Fürsten, erst in dem König 
Eduard von England, dann in dem Markgrafen Friedrich von Meißen 
Gegenkönige aufzustellen, doch beide fanden es zu bedenklich, dem mäch¬ 
tigen Karl gegenüber die Krone anzunehmen. Da wandten sie sich an den 
ritterlich tapferen und biedersinnigen Grafen Günther von Schwarz¬ 
burg. Anfangs weigerte sich auch dieser, doch ließ er sich endlich bewegen, 
zum Beßten des Reiches die Krone anzunehmen. Er würde ein 
gewichtiger Gegner für Karl gewesen sein; doch dieser heirathete die Pfalz- 
grästn Anna und erwarb sich dadurch die Freundschaft des bairischen 
Hauses, und Günther erkrankte an Gift, das ihm ein Arzt mit Namen 
Freidank beigebracht hatte; darum verglich er sich mit Karl, entsagte 
seinen Ansprüchen auf die Krone für 20,000 Mark Silbers und starb 
den 14. Juni 1349 zu Frankfurt. 
Karl regierte jetzt allein und war,- wie seine Vorgänger, darauf bedackt,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.