schönsten seines Lebens, und ertrug düfür gern die klei¬
nen Beschämungen, die damit verbunden sein mußten.
Im Umgänge liebte Heinrich Heiterkeit und Scherz.
Er war einst mit vielen Hofleuten auf dem Felde, und
traf eine Frau an, welche Kühe weidete. Er stellte sich,
als wollte er ihr eine Kuh abkaufen, bot ihr aber sehr
wenig dafür. Ich sehe wohl, sagte die Frau, daß Sie
kein guter Kuhhändler sind. Wie so? versetzte der Kö¬
nig : da irrt ihr euch; sehet nur alle die Kälber an, die
mir nachfolgen. — Ein Abgeordneter aus einer kleinen
Stadt wollte den König kurz vor dem Mittagsessen mit
einer feierlichen Rede empfangen, und hob an: „Sire!
Agesilaus, König von Lacedamon — Allein der Kö¬
nig, welcher hungrig war und merkte, daß die Rede
lang gerathen mögte, unterbrach ihn: Ja ja! Agesi-
laus; ich habe von ihm reden gehört: er hatte auch ge¬
gessen; nicht wahr? und ich, lieber Mann, ich habe
noch nicht gegessen. Und so ließ er den Abgesandten mit
seiner langen Rede stehen.
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Ludwig XIV.
Ein Enkel Heinrichs des Vierten war Ludwig
XIV, der als ein sechsjähriges Kind zum König von
Frankreich gekrönt ward, und der langer als irgend ein
bekannter Monarch, zwei und siebenzig Jahre,
von bis 1715 den königlichen Titel geführt hat.
Seine Regierung ist die glänzendste in der französi¬
schen Geschichte: aber weder war Ludwig XIV groß
und gut, wie Heinrich IV; noch fühlte sich das Land
unter ihm so glückliK, wie unter dem friedliebenden
Hein-