Full text: Die vorchristliche Zeit (Theil 1)

Arveiter Abschnitt. 
Griechische Heroen. — Herkules und Theseus. 
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I- Herkules. 
1. Des Helden Jugend. 
lVVn Theben lebte ein König Amphitryon, der hatte eine schöne junge 
Frau, Namens Alkmene, und diese war Herkules' Mutter. Mit ihr, sagen 
die Dichter, hatte in des Mannes Abwesenheit der Gott Zeus sich heimlich ver¬ 
mählt, und die Frucht dieser Ehe war Herkules. Doch Juno, die eifersüch¬ 
tige Gemahlin des Zeus, hatte die Untreue ihres Mannes erfahren und 
wollte sich nun an dem Knablein rachen. Kaum war der junge Herkules 
acht Monate alt, so schickte sie zwei giftige Schlangen in seine Wiege; aber 
der Knabe streckte lachend seine Hände nach ihnen aus und erdrückte sie beide. 
Der Göttervater gewann eine besondere Vorliebe für den schönen kraftvollen 
Knaben, und er dachte darauf, wie er diesem seinem Sohne die Unsterblichkeit 
verleihen könnte. Dazu gehörte nun freilich, daß der kleine Herkules we¬ 
nigstens Ein Mal an der Mutterbrust der Juno gesogen haben mußte; darum 
sann Jupiter mit dem Merkur darauf, wie die Himmelsgöttinn überlistet wer¬ 
den könnte. Der allzeit fertige Götterbote säumte nicht lange; einst, als 
Juno schlief, eilte er mit Flügelschritten auf die Erde herab, holte den Klei¬ 
nen und legte ihn der Juno an die Brust. Aber hier sog der Junge mit so 
gewaltigen Zügen, daß die Göttin erwachte und höchst aufgebracht über den 
erdgebornen Säugling ihn von sich riß. Sie that das mit solcher Heftigkeit, 
daß ein Theil der Milch verschüttet ward, die sich in dem Himmelsraume dess 
blauem Aether zertheilte und die Milchstraße bildete. Sieh da, wie im 
Kindesalter eines Volks die Dichtkunst der Wissenschaft vorgreift! 
Amphitryon, ohne Eifersucht darüber, daß seine Gemahlin dem Jupiter 
einen Sohn geboren hatte, erkannte bald dessen große Bestimmung und sorgte 
nun eifrig dafür, daß das Götterkind frühzeitig von den besten Meistern in 
allen Künsten unterrichtet werde, durch welche sich in jener Zeit Helden aus¬ 
zeichneten. Allerlei kriegerische Hebungen wechselten mit friedlichen Geschäf¬ 
ten ab. Herkules machte die ausfallendsten Fortschritte, zeigte aber auch früh
	        
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