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Mittel-Europa.
konnte, naheten die Asiaten schon dem RiesengeLirg. Nur Ritter aus der Nach¬
barschaft eilten den Herzogen Heinrich von Liegnitz und Miecislav von Ober¬
schlesien zu Hülfe, die nunmehr an der Spitze von 30000 Manu sich zum Kampfe
wagten. Es wurde hart gestritten. Endlich flohen die Oberschlesier und ver¬
geblich hielten die Niederschlesier und ihre ritterlichen Freunde wacker aus. Der
Herzog mitten im Gedränge sank durch einen Stoß, der ihm mitten unterm Arm
durch die Fugen der Rüstung in den Leib fuhr. Als sein Kopf auf einer Pike
in der Lnft erschien und das wilde Asiatenvolk Sieg jauchzte, da flohen die
Christen. Aber der Feind hatte den Sieg theuer erkauft. Die geschwächte Horde
zog nach Ungarn; und weil daheim in Asien in der Familie ihres Oberhauptes
sich Todesfälle ereignet hatten, so ließ ihr Eroberungseifer nach. Sie begnügten
sich, von Europa nur Rußland zu behalten, das auch 200 Jahre lang ihnen
verblieben ist. — Unweit von diesem Schlachtfelde sind die Ufer der Katzbach,
wo sie mit dem Flüßchen wüthende Neiße sich vereint, durch den Sieg Blü¬
chers über das französische Heer Macdonalds berühmt geworden den 26. August
1813; es wurden 17000 Franzosen gefangen und 101 Kanone erbeutet. — Bei
Molwitz unweit Brieg trat Friedrich II. zum erstenmal als Feldherr auf 1741,
und bei Leuth en, etwas uordwestl. von Breslau, erfocht er 1757 einen seiner
größten Siege.
§. 4. Untere Hälfte des Ddergebietes.
Bei Grünberg undZüllichau ist noch Gehngel; ja einige Stun¬
den nordöstl. bei Bombst gedeiht an den Höhen noch die Rebe, doch
kümmerlich; abwärts aber ist wahres norddeutsches Flachland. In den
Niederungen der Oder und ihrer Nebenflüsse breitet sich Wiese und
Sumpf, abwechselnd mit Fruchtfeldern; seitwärts ist mehr und minder
sandiger Boden, mittelmäßiger Anbau, häufig Haide, Wald und Seen.
So gehts durch die untere Lausitz und Mark Branden bürg. Gegen
die Seeküste, nämlich in Pommern, ändert sich diese Beschaffenheit nur
darin, daß zwischen Bruch und Haide größere Strecken fettem Lehm¬
bodens hinziehen. Pommern wird dadurch zu einem Lande, das
vieles Obst, auch hinreichendes Getraive, zu eignem Bedarf und selbst
noch zur Ausfuhr zieht. Nur können sich die Marschen des Oderge¬
bietes weder an Größe noch an Fruchtbarkeit mit denen an der Elbe-
und Wesermündung messen, wogegen auch die Moore Pommerns nicht
solche Ausdehnung haben. Die Erhebungen des Bodens sind gering;
den Pommerschen Hügel Gollenberg bei Köslin nennt man einen Berg,
er ist nur 300', und die sandigen Hügel oder Dünen an der Küste
sind kaum so hoch. Nur auf der Insel Rügen zeigt die Natur wieder
das Reizende und Malerische einer kleinen Berggegend, verbunden mit
dem erhabenen Anblick des Meeres.
Rügen ist 17 Qm. groß und nur y2 Stunde vom Lande entfernt; das
Meer hat sich vielfach hineingebuchtet und vadurch größere und kleinere Halbinseln