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10 Mathematische Geographie.
Jener dieser Punkte, von welchem aus sich die Sonne schein¬
bar dem Nordpole nähert, heißt der Frühlingspunkt (Aequi-
noctium Vernum), der andere, von welchem sie dem Südpole
näher rückt, wird der Herbftpunkt (Aequinoctium auctum-
nale) genannt.
b) Die S o lstitia l-, d. i. S onn enftillftands-Punkte
befinden sich dort, wo die Ekliptik vom Aequator am weitesten
gegen Norden und Süden abweicht. Sie haben ihren Namen
daher, weil die Sonne, wenn sie über diesen Punkten stehet,
eine Zeit lang stille zu stehen scheint, ehe sie sich gegen den
Aequator zurückwendet.
Stehet die Sonne über dem nördlichen dieser Punkte, so be¬
ginnt unser Sommer; daher heißt jener Punkt Sommer-Son-
nen-Stillstandspunkt (Solstitium aestivum); befindet sie sich
über dem südlichen, so fängt unser Winter an; weswegen dieser
Punkt Winter-Sonne n-Stillftandspunkt (Solstitium hi-
bernum) genannt wird.
§. 27. Himmlische Zeiche n.
Die Sonnenbahn wird nicht nur, wie jede Kreislinie in 360
Grade, sondern auch nach der Anzahl unserer Monathe in
12 gleiche Theile oder Zeichen abgetheilt, die ihre Benen¬
nung von 12 Sternbildern führen, welche man hinter der
Sonne erblickt, und welche die 12 himmlischen Zeichen ge¬
nannt werden.
Ihre Namen sind der Ordnung nach:
Widder, Stier, Zwilling, Krebs, Löwe, Jungfrau,
Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wapermann, Fisch;
oder lateinisch:
Sunt: Aries, Naurus, Gemini, Cancer, Leo, Virgo,
Libraque, Scorpius, Arcitenens, Caper, Ampliora, Pisces.
Diese 12 Zeichen durchlauft nun die Sonne, wie es scheint,
in 1 Jahre. Jeden Tag ruckt sie im Durchschnitte um 1° auf
ihrer Bahn von Abend gegen Morgen weiter.
In 1 Monathe hat sie also immer i Zeichen oder 30°, und
in einem Jahre alle 12 Zeichen oder 360° zurückgelegt, und be¬
ginnt nun ihren scheinbaren Lauf von neuem.
§. 28- Die vier Jahreszeiten.
Aus der schiefen Richtung der Sonnenbahn erklären sich
die Abwechselungen von längern und kürzern Tagen, von Wärme
und Kälte, oder die vier Jahreszeiten.
a) Stehet nemlich die Sonne das erstemal über dem Aequa¬
tor (am 21. Marz), so erleuchtet sic die Erde von Pol zu Pol,
Tag und Nacht sind gleich; im Norden erscheint der Frühling,
im Süden der gerbst.
b) Stehet sie in ihrem größten nördlichen Abstande vom Aequa¬
tor (21. Juni), so hat die ganze nördliche Halbkugel den läng¬
sten Tag und Sommer, die südliche aber das Gegentheil.