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Abschli. 1. Asien. Kap. 10. Arabien.
§. 32. Ethnographisches.
Die Araber sind vorzugsweise Nomaden. Die schwei¬
fende, freie, ungebundene Weise ist ihr Lebens-Element. Die
Wüste und das Meer, mit ihren unendlichen, unbegrenzten
Fernen, sind die Tummelplätze ihres rastlosen Daseyns. Ha¬
ger, doch kräftig, unendlich ausdauernd von Körper, einfach
und mäßig in Bedürfnissen, fertig in Waffen, der edelsten
Rosse Meister, kühnen, unternehmenden, unermüdlichen Geistes,
voll lebenswarmcr Phantasie und unbezähmbarem Freiheitssinn
erscheinen sie gegenwärtig ohne Zweifel als das kräftigste aller
muhamedanischen Völker. Sie sind zugleich am glaubens-
eifrigsien für den in ihrer Heimath erstandenen Islam. Die
Kultur, welche dieses merkwürdige Volk, zur Blüthezeit des
Muhamedanismus, in der Fremde entwickelt hat, ist jedoch
ihrem Heimathlande immer fremd geblieben. Nur in Dich¬
tungen zeigte es hier seine schöpferische Geisteskraft. Übrigens
absorbirtc der Islam mit der starren Stabilität seiner Satzungen
jegliche höhere Regung. — Die Araber leben daher noch heute
wie zur Zeit der Erzväter. In zahllose einander befehdende
und beraubende Tribus getheilt, dem durch Klima und Landes -
Physik nicht begünstigten Ackerbau im Allgemeinen abhold,
beschränkt sich die Mehrzahl auf die Zucht der Rosse, Ka-
meele k., und nur in dem glücklichen Arabien und kleineren,
ähnlich ansgestattetell Küsten- und Thallanden erfreut sich die
Boden-Kultur einer allgemeineren Theilnahme; wenig Getreide,
mehr Zuckerrohr, Baumwolle, vornchnllich aber Kaffee sind
die vorzüglichsten Erzeugnisse derselben. — Nächst dem freien,
ungebundenen Natnrleben des Hirten reizt die unternehmende,
dem Geräusch der Städte und Gewerbe feindliche Seele des
Arabers der Meerverkehr am meisten. — Auf dieser Grund¬
lage ist die Herrschaft des Imams (d. h. Oberpriesters)
von Maskat erwachsen. Er selbst ist nichts als ein großer
und glücklicher Handelsmann, der sich mit so viel religiösen
und priesterlichen Attributen umgeben hat, als nöthig, um
die Sympathien seiner Landsleute zu bewahren. Er vortheilt
von der glücklichen Lage seiner Hauptstadt, von der Ohnmacht
und Unthätigkeit seiner Nachbarn; rin großer Theil von Ara¬