Full text: Geographie und Geschichte sämmtlicher Provinzen des Preußischen Staats ([Erg.])

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Wie es in der Provinz Brandenburg ausfieht. 
Am rechten Oderufer, wo die Warthe mündet, liegt Küsirin, 
eine Festung. Unterhalb Schwedt, wo die Ränder des Strom- 
thales wieder sich höher erheben, verläßt die Oder die Mark Bran¬ 
denburg. Die Warthe ist unter den vielen Nebenflüffen, die der 
Oder von rechts und links zufließen, der größte; sie durchfließt das 
ganze Großherzogthum Posen, ist dessen wichtigste Wasserstraße, 
und an ihr liegt die Hauptstadt Posen; sie kommt aus dem Kö¬ 
nigreiche Polen; ihr wasserreichster Nebenfluß ist die weiter nörd¬ 
lich fließende Netze. 
Der Theil der Mark, welcher jenseits der Oder an der Warthe 
liegt, heißt die Neumark. 
7. Pie Geschiebe in der Mark. 
Wohl Mancher hat in der Mark, wie auch anderwärts in der 
norddeutschen Tiefebene die großen und kleinen Steine auf Feldern, 
am Wege und im Walde gesehen — ohne sich dabei zu fragen, 
wie diese dahin gelangt sein mögen; man meint wohl, sie haben 
von Anfang der Tage da gelegen, und dem Landmanne sind sie auf 
seinem Felde oft rechte Steine des Anstoßes, die er gern weg haben 
möchte. Und doch sind sie auf eine höchst wunderbare Weise in das 
sandige Flachland gekommen, und obschon es nur Steine sind, so 
geben sie doch lautes Zeugniß, wie Gott Jahrtausende voraus mit 
Weisheit für seine Menschenkinder sorgt. Diese Feldsteine, welche 
theils einzeln verstreut, theils in Schichten und Lagern beisammen 
liegen und Höhenzüge bilden, daher auch Geschiebe genannt wer¬ 
den, sind Wandersteine. Freilich sind sie nicht so gewandert wie 
ein Handwerksbursche und ein Zugvogel; aber sie sind auf viel wun¬ 
derbarere Weise an den Ort gekommen, wo sie liegen, als ein Mensch 
oder Thier von einem zum andern Orte gelangt: denn sie sind weit 
über das Meer hergetragen worden; die Kjölen in Norwegen und 
Schweden sind ihre Heimath! Aber, frägst du, wie ist das zuge¬ 
gangen, daß Steine über das Wasser gekommen sind? Noch dazu 
sind es zum Theil gewaltige Granitblöcke; die größten dieser nordi¬ 
schen Findlinge sind unter dem Namen Markgrafen steine bei 
Fürstenwalde berühmt geworden, da aus einem Stücke derselben 
jene prachtvolle Schale gemeißelt ist, die vor dem Museum in Ber¬ 
lin, in der Nähe des königlichen Schlosses steht; sie wiegt 1500 Ctnr. 
und hat einen Umfang von 70 Fuß, so daß 42 Steinmetzen, die 
sie bearbeiteten, beim Frühstücke auf dem Rande sitzen konnten. 
Wären die Granitblöcke von den Meeresfluthen fortgewälzt wor¬ 
den, so hätten sie nicht die scharfen Kanten bewahrt. Nur Eis¬ 
schollen können sie unversehrt herübergetragen haben. Ein Eismeer, 
wie jetzt noch am Nordpol, hat vor Zeiten von den Gebirgen Skan- 
dlnaviens sich bis zu den Sudeten ausgedehnt; wo wir wohnen und 
fröhlich sind im Sonnenlicht, war grausiger Meeresgrund; die Fel¬
	        
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