Full text: Lehrbuch der Erdbeschreibung

Die Himmelskörper. 
3 
Erscheint uns ein Sternhaufen seiner überaus großen Entfernung wegen 
am Himmel nur wie ein schwacher Lichtnebel, so nennt man ihn Nebelfleck. 
Solche Nebelflecke, die durch unermeßliche, sternleere Zwischenräume von einan¬ 
der getrennt sind, hält man für besondere Weltensysteme und nennt sie Welt¬ 
inseln. ^ 
Die aus vielen Millionen von ^-onnensternen bestehende Milchstraße 
schlingt sich wie ein ungeheurer Sternenkranz um unsere eigene Weltinsel und 
bildet daher den äußersten Bestandtheil derselben. 
§. 3. Die Sonne. 
Unsere Sonne ((•)), die uns wie eine lichtstrahlende Feuer¬ 
kugel erscheint, ist fast 1* millionenmal größer als die Erde, ihre 
Dichtigkeit dagegen viermal geringer als die der Erde. Ihr Durch¬ 
messer beträgt 192,600 deutsche Meileu, ihr Umfang 604,400 
Meilen, ihr Oberslächeninhalt 116,300 Millionen Quadrat¬ 
meilen und ihr körperlicher Inhalt 3730 Billionen Kubik- 
meileu. 
Denkt man sich das Innere der Sonne so weit ausgehöhlt, 
daß in der Mitte dieser Höhlung die Erde stehen und der Mond 
sich frei um sie in seiner Entfernung von 51,000 Meilen bewegen 
könnte, so würde doch noch eine Kugelschale von 44,000 Meilen 
Dicke übrig bleiben. 
Die Sonne (deren äußerst dünne Atmosphäre bei Sonnenfin¬ 
sternissen am Mondrande als sogenannte Korona sichtbar wird) 
dreht sich in 25^ Tagen um ihre eigene Axe. Ihre Entfernung 
von der Erde beträgt über 20 Millionen Meilen. Ein Dampf¬ 
wagen, der 8 Meilen in einer Stunde zurücklegt, würde beinahe 
300 Jahre nöthig haben, um von der Erde zur Sonne zu ge¬ 
langen, und eine Kanonenkugel, die 600 Fuß in einer Sekunde 
durchfliegt, würde dazu noch mehr als 26 Jahre bedürfen. Das 
Sonnenlicht dagegen, welches 42,000 Meileu in einer Sekunde 
durcheilt, legt diesen ungeheuren Weg schon in dem kurzen Zeit¬ 
raum von 8 Minuten 13 Sekunden zurück. 
Das Sonnenlicht besitzt die wunderbare Eigenschaft, die 
kleinsten Theilchen (Atome) aller irdischen Dinge, welche von ihm 
getroffen werden, in eigeuthümliche Schwingungen zu versetzen und 
dadurch, wenn die sonstigen nothwendigen Bedingungen vorhanden 
sind, in ihnen die Wärme zu wecken und zu erregen, und zwar 
geschieht dies dann am stärksten, wenn es deren Oberfläche senk¬ 
recht trifft. 
Die Sonne ist den neuesten Forschungen nach nur ein einziges, in feuer¬ 
flüssigem Zustande befindliches großes Lavameer, dessen wildbewegte Oberfläche 
sich unaufhörlich zu glnthstrahlenden, hohen Lavawogen und Feuerbergen auf- 
thürmt. Elektrische Lichtbogen, die Erzeugnisse der heftigsten chemischen Vor¬ 
gänge im Innern, springen überall von Feuerberg zu Feuerberg hinüber und 
herüber und bewirken hierdurch das blendend Helle Sonnenlicht. Wo die flüssi¬ 
gen^ Feuerberge — und somit auch die elektrischen Lichtströme — sich massenhaft 
anhänfen und zugleich eine ungewöhnliche Höhe und Ausdehnung erreichen, ent¬ 
stehen die sogenannten Sonnenfackeln, welche bei Sonnenfinsternissen als 
Protuberanzen über den Mondrand hervortreten; wo dagegen das glühende 
1*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.