Full text: Besonderer Theil (2)

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Dritte Abtheilung. Afrika. 
4. Der Handel hat mit vielen Hindernissen zu kämpfen, besonders mit 
dem Mangel an Landstraßen und fahrbaren Strömen, mit der Unzugänglichkeit der 
Gebirge, über welche die Lasten nur auf dem Nucken von Menschen fortgeschafft wer¬ 
den können, mit großen Wüsten, die man nur mit Hülfe des Kameels durchziehen 
kann, mit dem Mangel an guten Häfen und reich gegliederten Küsten, mit der 
Unbekanntschast der Afrikaner in der Meerschiffahrt, mit der Rohheit der Völker, der 
Habgier der Fürsten, der Raubsucht der Nomaden und manchen religiösen Vorurthei- 
len. Dennoch aber ist Handel und Verkehr sehr bedeutend und lebhaft, besonders in 
allen muhamedanischen Ländern. 
5. In ganz Nordafrika ist der Handel hauptsächlich in den Händen arabisch - 
maurischer Handelsleute. Von den Staaten der Berberei aus durchziehen sie 
die Sahara und den Hoch - Sudan bis zum Busen von Guinea, so wie den flachen 
Sudan bis zum Nordrande Hochafrikas, und haben bis jetzt noch immer die europäi¬ 
schen Handelsleute, die von Senegambien, von der Küste Oberguineas und von 
Algier aus einzudringen suchten, zu verdrängen gewußt. Die wichtigstenHandels- 
plätze des muhamedanischen Afrikas, mit Ausnahme der Nilländer, sind: 
Tetuan, Tafilet und Tanger in Marokko; Algier in Algier; Tunis; Tripolis und 
Ghadamis; Murzuk in Fezzan; Segu und Timbuktu am Niger; S6koto und Kano 
in dem Fellanstaat Sökoto; Kuka in Bornü u. a. O. 
6. Von großer Wichtigkeit ist der Handel in den Nilländern. Im Quelllande 
des Nil, in Habesch, Schva und Efat, in Narea und Kaffa hat zwar der Handel be¬ 
deutend abgenommen, doch ist er noch immer von solcher Bedeutung, daß er viele 
arabische Karawanen von Nubien und vom indischen Meere her beschäftiget und schon 
längst eine Lockspeise für englische und französische Kaufleute geworden ist. Der be¬ 
deutende Handel Nubiens und Aegyptens ist fast ganz in den Händen des Vicekönigs. 
Hier bildet der Nil die Hauptsahrstraße für den innern Verkehr; Alexandrien mit 
seinen 2 Häfen ist der Centralpunkt für den Handel mit dem Ausland. 
7. Auch mit den Bewohnern von dem Hochlande Südafrikas wird ein be¬ 
deutender Handel getrieben. An der Ostküfte suchen die Araber sbesonders der Imam 
von Maskats, welche hier einst von den Portugiesen verdrängt worden sind, den Handel 
wieder ganz in ihre Hände zu bekommen. An der Westküste entwickeln außer den Portu¬ 
giesen auch die Briten und Franzosen eine große Verkehrsthätigkeit. Im Kaplande ist 
der Handel allein in den Händen der Briten. 
8. Die Haupteinfuhrartikel ins Innere von Afrika sind: Pistolen, Flin¬ 
ten, Säbel, Glaswaaren, Wollenzeuge, Seidenwaaren, Töpfergeschirr, Messing, gedruckte 
Baumwollenzeuge, gestreifte Musseline, Schreibpapier, Korallen, Rasirmesser, Salz, 
Gewürze, Parfümerien, indische Schals, Branntwein, Rum, Quincailleriewaaren 
u. s. w. 
9. Die Hauptausfuhrartikel sind: Kaffee, Zucker, Reis, Datteln, Palmöl, 
Wein aus Madeira, den canarischen Inseln und vom Kapland, Baumwolle, Specereien, 
Indigo, Gummi, Senncsblätter, Aloe, Eben-, Sandel- und Schiffsbauholz, Kameele, 
Elfenbein, Rhinocerosbörner und- Häute, Panther-, Leoparden- und Löwenfelle, Strau߬ 
federn , Wachs, Moschus, Goldstaub und Sklaven, von denen jährlich trotz der von 
England und Frankreich dagegen ergriffenen Maßregel gegen 300,000 Köpfe haupt¬ 
sächlich nach Brasilien und in die Vereinigten Staaten von Nordamerika ausgeführt 
werden. Werden ja sogar in Algier unter dem Regiment der Franzosen schwarze 
Slaven verkauft. 
10. Geprägtes Geld bildet nur an den Küsten das Tauschmittel für den Ver¬ 
kehr. Im Innern gebraucht man anstatt desselben Goldstaub oder Tibbar, haupt¬ 
sächlich im Sudan; P orz ellansch necken oder Kauris im Sudan, in Guinea und 
in Senegambien; Salz stücke in Habesch und in den Gegenden am Südrande der 
Sabarä ; L e i n w a n d st r e i f e n und B a u m w o l l e n z e u g e in Habesch und 
in Nigrilien. 
11. Alle Wissenschaften und Künste sind unter den heidnischen Negervölkern 
völlig unbekannt. Dagegen gibt es in den muhamedanischen Staaten hie und da 
Schulen, die sich aber hauptsächlich nur mit dem Lesen und Auslegen des Korans 
beschäftigen. Es kaun auch in diesen Ländern, wenn man Algier und Aegypten aus¬ 
nimmt, von keiner Gelehrsamkeit die Rede sein. 
12. Nicht viel besser, ja vielleicht noch schlimmer, als in den muhamedanischen 
Staaten, steht es mit der geistigen Bildung im christlichen Abessinien und in den por- 
tugiesichen Besitzungen. Auch die Franzosen haben bis jetzt in dieser Beziehung 
nichts gewirkt, vielleicht eher noch geschadet. Nur die Engländer, in Verbindung mit
	        
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