Nordpolarlan der. 
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Gegenden überein. Ihre Gemüthsart ist sanft; sie leben friedlich bei 
einander und Polygamie ist selten. Gegen Graah betrugen sie sich 
gastfreundlich, zuvorkommend und gefällig. Niemand verlangte etwas 
von ihm, ohne jihm einen wesentlichen Dienst geleistet zu haben: aber 
auch in diesem Falle waren sie mit einer Prise Tabak zufrieden; au¬ 
ßerdem machte ihnen Kaffee und Branntwein große Freude. — Dieser 
ganze von Graah bereiste Theil der Osiküste scheint kalter, unfrucht¬ 
barer und überhaupt elender zu seyn als die Westküste. Es ist so zu 
sagen ein einziger fortgehender Eisberg, der nur an einigen Abhängen, 
Landspitzen, Flußufern oder Inseln dem Pflanzenwuchs ein wenig 
Raum übrig laßt und weit hinausgehende Vorgebirge bildet, die um 
so gefährlicher zu umschiffen sind, als hier sehr oft Lawinen herabstür¬ 
zen. Während deS ganzen Sommers 1829 gab es nicht einen ein¬ 
zigen Tag, welcher warm genannt werden konnte. 
Von dem nördlichern Theile der Ostküste Grönlands vom 69" 
bis 75" N. Br., der von Scoresby 1822 untersucht wurde, mächt 
derselbe folgende Schilderung. Die Küste ist im Allgemeinen sehr 
holl), gegen 3000 F., aber einzelne Berge erheben sich noch bedeutend 
höher, wohl 6000 F. auf manchen dieser Berge zeigen sich einzelne 
schroffe Spitzen, die gegen 500 F. hoch über die Berge empor zu 
ragen scheinen. Eine ansehnliche Strecke der Küste erscheint als 
schroffe Abhänge, die plötzlich ins Meer abfallen; denn folgen mit 
Schnee bedeckte Kuppen und darüber her ragen die steilen Gipfel. Das 
Landeis füllte unverrückt die Busen des Ufers und die engen Zwischen¬ 
räume zwischen dem Lande und den Inseln. Eisberge von mehr als 
100 F. Höhe und 400—500 F. im Durchmesser lagen hier fest auf. 
In der Breite vom 70" 30' gelang es Scoresby endlich, die Küste 
wirklich zu erreichen und das Land mehrmals zu betreten. Die Ge¬ 
gend, welche Scoresby Jamefons-Land nannte, war die, welche 
das am meisten Merkwürdige darbot. Hier fanden sich mehrere nahe 
an einander gebaute Hütten, die allem Anschein nach zum Winter¬ 
aufenthalte bestimmt waren. Sie waren fast ganz unter der Erde, 
hatten gegen S. einen engen unterirdischen Gang und waren sehr 
sorgfältig gegen die Kalte geschützt. Auch einige Kunstarbeiten der 
Einwohner, die auf den Gebrauch des Eisens schließen lassen, fand 
man. Ähnliche Hütten bemerkte man in mehreren Gegenden der 
Küste, so daß die einigermaßen fruchtbaren Strecken ziemlich bewohnt 
schienen. In der Gegend von Jamesons-Land war der Boden reich 
mit hohem Grase bedeckt und mit etwa 40 verschiedenen Pflanzenarten. 
Die Sommerhitze zwischen den Felsen war drückend und erschlaffte so 
sehr, daß man die Ausflüge ins Land nicht weit ausdehnen konnte. 
Unter den zahlreichen Insekten waren auch Bienen, die einen Vor¬ 
rath an Honig eingesammelt hatten und Schmetterlinge. An einem 
der Landungspunkte erstieg Scoresby eine Höhe von 500 F. und sah 
sich "un am Fuße eines senkrechten Felsens; er ging am Rande eines
	        
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