Birmanen
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Am i2ten April, dem hiesiegen Neujahrstage, be¬
spritzt man sich mit Wasser — anzudeuten das Abwaschen
aller Unreinigkeit. Vorzüglich besprengen die Frauen, je¬
doch mit reinem Wasser und mittelst einer Spritze, alle
Mannspersonen, die ihnen begegnen, ohne daß diese et¬
was dagegen unternehmen dürfen, als sie wieder zu be¬
netzen.
Die übrigen Völker, welche sich noch unter BirmaS
Scepter finden sollen» sind uns im Ganzen sehr wenig
bekannt.
Die Karianer, in den westlichen Provinzen, sind
ein friedliches Hirtenvolk, das seine eigene Sprache und
Sitten hat, und von Religion wenig zu wissen scheint.
Sie haben mit Niemand Krieg. Da die Birmanen zu
große Abgaben forderten, zogen sie mit ihren Hcerden in
die Gebirge von Arrakan. Sie sollen sehr sittsam und
gegen Fremde gastfrei sein.
Die Kainer wohnen in den Gebirgen, und wider¬
setzen sich ihrer Unterjochung muthig und tapfer, und wer
von ihren Landsleuten im Birmanischen stirbt, dessen
Asche tragen sie auf einen heiligen Berg, der in ihrem
Gebiete liegt. — Die Frauen tattowiren sich ganz ab¬
scheulich, tragen einen Fuhrmannsrock, Ketten um den
Hals, und auf dem Kopfe ein zusammengeschlagenes
Tuch, an dessen Zipfeln Büschel herabhangen. Sie be¬
haupten , daß sie nach dem Tode wieder Kinder würden.
Von Schreiben und Lesen wissen sie eben so wenig etwas,
als die Karianer.
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