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aber auch oft weit größere, benutzt werden. Weil diese Segelboote 
sämmtlich Privateigenthum und Luxusartikel sind, jo gehen die Segel¬ 
wettkämpfe mir von wohlhabenden Leuten aus, welche jährlich meh¬ 
rere tausend Pfund für ihre Wasserequipage aufwenden können. Die. 
Pachteigner haben sich in Klubb s vereinigt, deren bedeutendster 
das Royal-Pacht-Squadron ist. Gegenwärtig ist die Flotte 
dieser Klubbs eine wahre Zierde der englischen flagge und von 
der Regierung besonders bevorzugt. Die Schiffe des Royal-Pacht- 
Squadron z. B. genießen das Vorrecht, die Georgsflagge, d. h. 
die Flagge der Kriegsmarine zu führen, ohne Küstenfreischein in 
jedem britischen Hafen, auch in denen der Kriegsflotte einzulaufen 
u. s. w. Selbst die Regierungen anderer Staaten, wie Frankreichs, 
Hollands, Spaniens und Portugals gewähren diesen Pachten be¬ 
sondere Vergünstigungen, von denen die Befreiung von Tonnen¬ 
geldern nicht die kleinste ist. 
Jede einzelne Pacht ist in ihrer Art ein Meisterwerk der Schiffs¬ 
baukunst, obschon der Laie dies in ihrem Aeußern nicht sogleich er¬ 
kennt. Gewöhnlich sind die Pachten nur einfach mit schwarzer Farbe 
angestrichen; dagegen ist das Innere in jeder Hinsicht geschmackvoll. 
Oft haben diese Segelluxusfahrzeuge außer der Matrosenkajüte für 
Herren, eine für Damen mit Bibliothek und Pianoforte, und eine 
für die Dienerschaft, Schlafkabinette, Küche und Vorrathskammer für 
verschiedene Weine und Speisematerialien. Die Bauart des Schiffes, 
Segel, Mastei^ und Steuer sind durchaus auf Zweckmäßigkeit und 
Schnellsegeln berechnet. 
Hauptstationen der Klubbfahrzeuge sind Southampton, Ports¬ 
mouth, Plymouth und Cowes (Königin der Wasserspiele genannt) 
auf der Insel Wight, in deren Nähe die meisten Wettfahrten aus¬ 
geführt werden. Die völlige Umsegelung der Insel ist sehr oft das 
Ziel der Wettenden. Eine solche Segelregatta gewährt einen herr¬ 
lichen Anblick. Zwanzig bis dreißig zierlich gebaute Pachten legen sich 
in eine Linie. Das Aufhissen der »Vorbereitungsflagge« erinnert 
die Wettfahrer daran, sich fertig zu halten. Die Signalkanone giebt 
das Zeichen: »absetzen«, d. h. los. Die Segel fliegen in die Höhe 
und blähen sich auf, der Steuermann entwickelt seine ganze Kunst, 
um das Schiff seines Herrn in einem Kampfe, bei welchem Alles 
von der Gunst des Wetters und seiner Gewandtheit abhängt, zum 
Sieger zu machen. Voran kreuzt die besonders geschmückte und in 
der Regel mit einer Musikbande besetzte Pacht des Schiedsrichters. 
Die Wettfahrten rings um die Insel Wight gehören zu den 
interessantesten von allen und sind nicht ohne Gefahren. Es kann 
vorkommen, daß einige der Pachten den berühmten »Nadeln«, Fels¬ 
spitzen im Westen der Insel, nahen, oder daß einige Katzenpfoten, 
d. h. plötzliche Windstöße, die Linie in Unordnung setzen, oder daß 
gar ein Sturm über die Flotille hereinbricht.
	        
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