Full text: Preußischer Kinderfreund

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Schnee und Regen, Blitz und Hagel, Sturm und Winde 
die seine Befehle ausrichten. 
4. Aber daö ist ja eben die Plage des Landmann's! 
daher kommt also das viele Unkraut im Garten und auf den 
Aeckern, das der schönen gereinigten Saat Raum und Nah¬ 
rung stiehlt, so viel Mühe macht, und doch mit aller Ge¬ 
duld und Sorgfalt nicht vertilgt werden kann! Die Sache 
ist nicht so schlimm, wie sie scheint. Denn zum ersten, so 
ist der Mensch nicht allein auf der Erde da. Viele tausend 
Thiere aller Art, von mancherlei Natur und Bedürfnissen 
wollen auch genährt sein, und warten auf ihre Speise zu 
seiner Zeit. Manche davon sind uns unentbehrlich und wir 
wissen's wol, manche schaffen uns großen Nutzen, und wir 
wissen's nicht, und es muss doch wahr bleiben, woran wir 
uns selber so oft erinnern, dass sich eine milde Hand 
austhut, und sättiget Alles, was da lebet, mit Wohlgefallen. 
Zum andern, so hat doch der Mensch auch schon von man¬ 
chem Kräutlein Nutzen gezogen, das er nicht selber gesäet 
und gepflanzet, nicht im Frühlingssrost gedeckt, und in der 
Sonnenhitze begossen hat. Und eine einzige unscheinbare 
und verachtete Pflanze, deren Kraft dir oder deinen Kindern, 
oder auch nur deinem Vieh eine Wunde heilt, einen Schmerz 
vertreibt, oder gar das Leben rettet, bezahlt die Mühe und 
den Schaden reichlich, den tausend andere verursachen. Aber 
wer stellt den Menschen zufrieden? Wenn die Natur nicht 
so wäre, wie sie ist, wenn wir Baldrian und Wohlgemuth, 
Ehrenpreis und Augentrost und alle Pflanzen in Feld und 
Wald, die uns in gesunden und kranken Tagen zu mancher¬ 
lei Zwecken nützlich und nöthig sind, selber ansäen, warten 
und pflegen müssten, wie würden wir alsdann erst klagen 
über des vielbedürftigen Lebens Mühe und Sorgen. 
' L- P- Hebel. . 
140. Einig« Denksprüche. 
1 Wenn ich wollte, was ich sollte, 
That ich immer, was ich sollte. 
2. Lerne sterben, eh’ du stirbst, 
So kannst du sterben, wenn du stirbst. 
3. Uebe Schonung und Geduld 
Stets bei deines Nächsten Schuld, 
So erwirbst du Gottes Huld. 
4. Thu’ nur das Rechte in deinen Sachen, 
Das Andre wird sich von selber machen. 
ß. Wer mehr will vermehren, 
AIs sein Pflug kann ernähren, , 
Der macht sich einen Strang au seinem eignen Hang.
	        
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