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Aches und ewiges Glück sie seinen rastlosen Bemühungen zu verdanken
haben. Darum halten sie eö für ihre heiligste Pflicht, die schuldige
Dankbarkeit immer und überall zu beweisen. Sie wetteifern mit ein¬
ander, dem theuren Jugendfreunde durch gute Aufführung, durch Auf¬
merksamkeit beim Unterrichte, durch Fleiß im Kirchen- und Schulbe¬
suche, durch Andacht im Gebete, durch sittsames und anständiges Be¬
tragen in der Schule, zu Hause und auf der Straße, durch Gehor¬
sam, Achtung und Vertrauen gegen ihn Freude zu machen. Ihn durch
Wort oder That mit Willen und Absicht zu betrüben, gilt Allen als
große Sünde und Schande. — Bei einer solchen liebevollen Verbin¬
dung der Gemeinde mit dem Pfarrer ruht auf ihr der sichtbare
Segen des Himmels, und offenbart das Evangelium an ihr „seine
Kraft, selig zu machen". In ihr leuchtet klar und hell das Licht des
wahren Glaubens; in ihr hat die Sünde und das Laster keine Stätte;
in ihr blüht und reift herrlich die Saat des göttlichen Wortes; in ihr
wohnt Eintracht und Brudersinn, Berufstreue und Freudigkeit unter
allen Ständen, Kinderzucht und Familienglück. Ihr Anblick ist erhe¬
bend und wohlthuend: denn sie ist die Gemeinde des Herrn, die keine
Flecken hat oder Runzel oder irgend dergleichen, sondern die heilig
ist und untadelhaft".
24. Preußens Könige.
Unweit Tübingen, im jetzt preußischen Fürstenthume Hohenzollern-
Hechingen, liegt auf einem Berge ein altes, verfallenes Schloß, das weit
über die rauhe, gebirgige Landschaft hinausschaut. Es ist die Burg Ho-
henzollern, die Stammburg der Könige von Preußen. Die Burg ist
verfallen, der Fürstenstamm hat sich aber verjüngt und
ist emporgewachsen zu einem großen, starken Baume,
unter dessen Aesten und Zweigen Millionen glücklich
und sicher wohnen. Ein Graf Friedrich war ein gar reicher Herr
und hatte dem Kaiser Siegmund mehrmals große Geldsummen vor¬
gestreckt; weil aber der Kaiser ihn nicht bezahlen konnte, gab dieser
ihm die Markgrafschaft Brandenburg zum Lehen 0415). 1619 wurde
durch Heirath das von dem Großmeister des deutschen Ordens ge¬
stiftete Herzogthum Preußen mit der Mark Brandenburg vereinigt,
und eine Reihe tüchtiger Regenten hob durch treffliche Einrichtungen
und glückliche Kriege fortwährend den rasch aufblühenden Staat. Der
große Kurfürst Friedrich Wilhelm (siehe fünfte Abth., siebentes
und achtes Musterstück) erwarb Magdeburg und Halberstadt, legte
Straßen und Canäle an und hob Fabriken und Handel. Letzteres ge¬
schah vorzüglich durch die Aufnahme von 20- bis 30,000 Auswande¬
rern, die aus Frankreich Bildung und Künste mitbrachten und ver¬
breiteten. Sein Sohn Friedrich HI. liebte besonders Pracht und äuße¬
ren Glanz, und war darauf bedacht, das Herzogthum Preußen zu
einem Königreiche und sich selbst zum Könige zu erheben. Als er vom