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Der Graf getreu und gut,
Besucht es jedes Jahr,
Erfreute dran den Muth,
Wie es gewachsen war.
Der Herr war alt und lass,
Das Reislein war ein Baum,
Darunter oftmals sass
Der Greis in tiefem Traum.
Die Wölbung, hoch und breit,
Mit sanftem Rauschen mahnt
Ihn an die alte Zeit
Und an das ferne Land.
160. Der reichste Fürst.
Preisend mit viel schönen Reden
Ihrer Länder Werth und Zahl,
Saßen viele deutsche Fürsten
Einst zu Worms int Kaisersaal.
Herrlich, sprach der Fürst von Sachsen,
Ist mein Land und seine Macht,
Silber hegen seine Berge
Wohl in manchem tiefen Schacht.
Seht mein Land in üppger Fülle,
Sprach der Kurfürst von dem Rhein,
Goldne Saaten in den Thälern,
Auf den Bergen edler Wein!
Große Städte, reiche Klöster,
Ludwig, Herr zu Bayern, sprach,
Schaffen, daß mein Land dem euren
Wohl nicht steht an Schätzen nach.
Eberhard, der mit dem Barte,
Württembergs geliebter Herr,
Sprach: Mein Land hat kleine Städte,
Trägt nicht Berge silberschwer;
Doch e i u Kleinod hälts verborgen:
Daß in Wäldern, noch so groß.
Ich mein Haupt kann kühnlich legen
Jedem Unterthan in Schooß.
Und es rief der Herr von Sachsen,
Der von Bayern, der vom Rhein:
Graf im Bart, ihr seid der reichste,
Euer Land trägt Edelstein!
161. Der Münstnger Vertrag.
(1483.)
Das Land Württemberg hatte sich durch die kluge Sparsamkeit seiner
Grafen nach und nach so vergrößert, daß ein berühmter Mann jener Zeit
(Aeneas Sylvins) bezeugt: „Unter allen Grafen Deutschlands sind die mäch¬
tigsten zu dieser Zeit die von Württemberg, nicht geringer als Markgrafen oder
Herzoge." Allein im Jahr 1442 wac es in zwei Theile getheilt worden.
Die Hauptstadt des einen war Stuttgart, die des andern Urach. Diese
Theilung, die leicht der Anfang zur weiteren Zersplitterung des Landes hätte
werden können, wurde unter den Grafen Eberhard dem älteren in Urach (Eber¬
hard im Bart) und Eberhard dem jüngeren in Stuttgart wieder aufgehoben.
Eberhard der jüngere war in seiner Jugend an keinen strengen Gehorsam
gewöhnt worden, sondern im Eigenwillen aufgewachsen, und hatte vollends