Full text: Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs

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Menschen, für seine Erwärmung selbst Sorge zu tragen. So steht der Bewohner 
der gemäßigten Zone in der Mitte zwischen den trägen, genußsüchtigen Völkern der 
heißen Erdstriche und den verkümmerten Polarvölkern, welche der widerspenstigen 
Natur die Mittel zu ihrem Leben mit Mühe abringen. Der Wechsel der Jahres¬ 
zeiten, wie er uns wohlbekannt ist, trägt also sehr viel zu unserm Wohlsein bei. 
t! Seit den frühesten Zeiten haben es die Völker verstanden, die Wärme zu erzeu¬ 
gen,' welche sie während der kalte» Jahreszeit nothwendig bedürfen. Man benützt 
dazu immer, wie auch jetzt, brennbare Stoffe, namentlich das Holz der Bäume. [ 
Wie nemlich die Wärme im Stande ist, das Brennen der Körper zu erregen, so 
wird auf der andern Seite durch jedes Brennen Wärme hervorgebracht. Darum ver- , 
brennt man in unsern Zimmern Holz, Torf, Steinkohlen, und läßt die Wärme ent¬ 
weder unmittelbar, wie bei den Kaminen, oder mittelbar durch die eisernen und 
thönernen Wandungen der Ocfen auf die Zimmerluft einwirken. Bald fand es sich, 
daß diese Wärme nicht bloß unserm Körper zuträglich ist, sondern daß sie auch unsere 
Nahrung angemessen verändert. Die Wärme, welche ursprünglich nur der Nothdurft 
diente, wurde zu einem Mittel, die Speisen zugleich verdaulicher und schmackhafter 
zu machen. Diese Vorbereitung, dieses Kochen unterscheidet selbst die wenigst civili- 
sirten Völker noch vom Thiere, welches immer die Nahrung zu sich nimmt, wie sie 
ihm von außen dargeboten wird. So wird durch die Wärme die Ernährung des 
Menschen über den bloß thierischen Vorgang emporgehoben. 
Wie der Mensch im Winter sich selbst die nöthige Wärme bereitet, so sucht er 
die Kälte in der heißesten Zeit des Sommers auf. Kaltes Wasser, mit Maß ge¬ 
nossen, erfrischt als kühlender Trunk. Kalte Bäder in Flüssen und Teichen oder 
.im Meere erfrischen den Körper und befreien ihn von der Erschlaffung, welche die 
»Hitze des Sommers mit sich bringt./' 
j Hm die Grade der Wärme und Kälte zu bestimmen, welche für diese verschie¬ 
denen Zwecke passen, wird der Wärmemesser oder das Thermometer benützt. Durch 
Wärme werden nemlich die Körper ausgedehnt, und man ist daher im Stande, nach 
dem Maße der Ausdehnung eines Körpers seine Wärme zu messen. Man fand, daß 
der dienlichste Körper das flüssige Metall Quecksilber sei. Daher verfertigt man die 
, Thermometer aus feinen Glasröhren, in welchen Quecksilber enthalten ist. Das 
Quecksilber steigt mit der Wärme und fällt mit der Kälte. Um nun feste Punkte zu 
erhalten, wird am Thermometer bemerkt, wie hoch das Quecksilber steht, wenn mau 
es in siedendes Wasser taucht, wie tief, wenn es in schmelzendes Eis gebracht wird. 
Jenes heißt der Siedpunkt, dies der Eis- oder Nullpunkt. Zwischen beiden werden 
80 (oder 100) Abtheilungen oder Grade gemacht. Die Wärme des menschlichen 
Blutes beträgt acht und zwanzig bis dreißig Grade. Ein warmes Bad darf nicht 
höher steigen und hat meist nur sieben bis acht und zwanzig Grade. Kalte Bäder 
haben eine Wärme von fünfzehn bis zwei und zwanzig Graden. 
l£)jx Mensch allein vermag den verschiedenen Jahreszeiten der Wärme und Kälte 
zu trotzen. Sein geistiges Leben ist diesen Wechseln nicht jo Unterthan, wie das 
Leben der Thiere und noch mehr die Entwicklung der Pflanze^ 
67. Hotz und Kohle. 
In unsern Gegenden wird zum Heizen vorzüglich Holz verwen¬ 
det;, in andern, wie in England, dient dazu vornemlich die Stein-
	        
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