Full text: Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs

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unangenehm riechen, bitter und scharf schmecken und sehr betäubend 
sind. Dem blauen Eisenhut (kurzhelmigen Sturmhut oder Wolfs¬ 
wurzel), der um seiner schönen, dunkel veilchenblauen, manchmal 
weißen und violett gesäumten Blumen willen als Zierpflanze in den 
Gärten gehalten wird, sagt man nach, daß in den Alpengegenden, 
wo er sehr häufig wächst und die Bienen ihm viel zufliegen, der 
Honig giftige Eigenschaften bekomme; am giftigsten scheint aber an 
ihm die Wurzel und der Same zu sein. Der Nieswurz, auch 
Läusekraut genannt, weil der Absud der Pflanze als Waschmittel zur 
Vertilgung der Läuse oder anderen Ungeziefers bei Pferden, beim 
Rindvieh u. s. w. gebraucht wird, wächst häufig auf Hügeln und 
Bergen und hat vom Februar bis zum Mai gelblich grüne, meistens 
purpurroth gesäumte Blüthen; die schwarze, inwendig weiße Wurzel 
riecht unangenehm, schmeckt bitter und scharf und bewirkt heftiges 
Niesen, Abführen, Erbrechen und selbst den Tod. Die Frucht des 
Spindelbaums oder Pfaffenhütchens erregt ebenfalls Erbrechen; 
sie ist eine viereckige rothe Kapsel, einem Cardinalshut vergleichbar, 
welche in vier Fächer aufspringt, in, deren jedem ein weißer, von 
einer safrangelben oder orangerothen Haut umhüllter Same sich be¬ 
findet. Der Seidelbast oder Kellerhals hat im März oder April 
lieblich duftende, rosenrothe oder pfirsichrothe Blüthen; die Rinde aber 
hat einen so scharfen Saft, daß sie auf der Haut starke Blasen zieht; eben¬ 
so scharf ist der Saft der Beeren. Die Blätter und der Saft des giftigen 
Hahnenfußes bringen äußerlich Jucken und Brennen, innerlich hef¬ 
tige Schmerzen, Krämpfe und Irrereden hervor. Die Blüthen des 
scharfe n Hahnenfußes wirken wie ein Spanischfliegeupflaster, 
von den Landleuten wird er auch zuweilen als Mittel gegen das 
Zahnweh gebraucht. Die Herbstzeitlose blüht im Herbst, wenn 
alles Gras abgemäht ist, zu Tausenden auf den Wiesen; die Samen, 
welche erst im folgenden Frühjahr aus der Erde herauskommen, 
haben eine sehr schädliche Wirkung, ebenso auch die Blumen, und 
am meisten die Zwiebel. Bei dem schwarzen Nachtschatten, 
dessen Blüthen große Aehnlichkeit mit den Kartoffelblüthen haben, 
und bei dem kletternden Nachtschatten sind es hauptsächlich 
die Beeren, welche eine schädliche, in Menge genossen, tödtliche 
Wirkung haben. 
Zu den minder gefährlichen rechneten wir diese Giftpflanzen, 
nicht als ob nicht deren Genuß höchst schädlich und unter Umständen 
sogar tödtlich sein könnte, sondern weil sie eben keine Aehnlichkeit
	        
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