Full text: Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs

^ Die Arbeitsbienen tragen Blumenstaub, Honig und Wachs 
in den Korb. Wenn sich die Biene in einer Blume herumtummelt, so 
bleibt zwischen den Haaren, mit welchen fast ihr ganzer Leib bedeckt ist, 
der Blüthenstaub hängen, so daß sie dadurch fast unkenntlich 
wird. Sie bürstet ihn dann mit ihren vorderen und mittleren Füßen rück¬ 
wärts in die an den Hinterfüßen befindlichen Körbchen in der Form von 
dicken, länglichten Ballen, welche man Höschen nennt und welche bisweilen 
so groß wie ein Pfefferkorn werden. Dieser Blüthenstaub, den sie so in 
den Korb bringen, dient hauptsächlich zur Nahrung der Jungen. Den 
Honig aber, der ihre Hauptnahrung ist, sammeln sie aus den Honig¬ 
drüsen oder Honigbehältern der Blumen, indem sie ihn mit dem Rüffel 
einschlürfen, verschlucken und im Magen nach Hause tragen, in welchem 
Falle sie ohne Höschen ankommen. Im Korbe läßt eine Biene einen bis 
zwei Tropfen Honig aus dem Munde in eine Zelle fallen, dann kommt 
eine andere und thut das Gleiche, und so geht es fort, bis die Zelle voll 
ist. Das Wachs aber, das sie zum Bauen der Waben brauchen, bereiten 
sie aus dem Honig, den sie eingesogen und heimgetragen haben. Wenn 
eine Wachsarbeiterin in den Korb gekommen ist, bleibt sie lange stille 
sitzen, wie Jemand, der vom Esten müde ist. In ihrem Körper geht in- 
deffen eine Verarbeitung und Scheidung der Stoffe vor, die sie zu sich 
genommen hat; nach einiger Zeit schwitzt sie zwischen den Ringen ihres 
Unterbauchs eine Flüssigkeit aus, die daran kleben bleibt tmd sich bald in 
eben so vielen dünnen, weißen Gürteln zeigt. Die Biene löst endlich 
diese halbkreisartigen Theile von ihrem Körper ab, bringt sie zu wiederhol¬ 
ten Malen zwischen ihre Kinnbacken, knetet sie mehrmals und legt sie aus 
den Platz nieder, wo die Honigwaben gebaut werden müffen. Dies ist 
das echte Wachs, das in ihrem eigenen Körper gekocht aus besondern Drü¬ 
sen an dem Unterbauche zum Vorschein kommt. 
/s Wenn ein Bienenschwarm in einen neuen Korb kommt, so 
beginnen, so bald die Bienen etwas ausgeruht haben, alsbald viele den Korb zu 
reinigen und allen Schmutz hinaus zu werfen; eine größere Anzahl Arbeiter 
fliegt hinaus, um das sogenannte Vorwachs oder Stopfwachs zu suchen. 
Dies ist ein brauner, harziger Stoff, welchen sie aus den Pappeln, Weiden, 
Eichen und wilden Kastanien finden. Bei ihrer Zurückkunft stehen andere 
Bienen bereit, ihnen das Vorwachs abzunehmen und sie auf neue Beute 
ausgehen zu lasten. Das geknetete und bearbeitete Harz wird dazu gebraucht, 
alle Riffe und Unebenheiten des Korbes zu verstopfen oder zu ebnen. Ist 
dieses geschehen, so sind die Bienen darauf bedacht, ihre Zellen zu bauen. 
Während die einen ausgingen, das Verwachs zu holen, folgten ihnen die
	        
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