solche Weise zuzubringen. Eine wilde Zusammenhäufung von 
Felsenmassen, die einen mannigfaltig sich windenden nahen Raum 
einschließen, nennt man die Kirche, ein schmaler Eingang führt 
zu den Höhlen. Es war unsere Absicht, Gras und Moos zu 
sammeln, um uns dort ein nächtliches Lager zu bereiten, und 
hier, wo wir, begraben in den verborgensten Tiefen der Stein¬ 
welt, wie unterirdische Geister in nächtlicher Stille herumwühlten, 
während die Gebirgswässer neben uns brausten, erschien uns 
Alles wahrhaft gespensterhaft. Wir hatten ein Licht angezündet, 
kein Luftzug drang zu uns. Trockene Zweige wurden zum Bren¬ 
nen gebracht, und schnell prasselte eine mächtige Flamme auf, die 
eine seltsame Beleuchtung auf die Bäume, auf die dunkeln Fel¬ 
senwände und das brausende Wasser warf. Thorstein kroch, als 
wir nach langem Suchen den Eingang fanden, hinein. Es. sah 
aus, als verschwände er, einem Kobold ähnlich, in dem dichten 
Felsen. Aber kaum war er verschwunden, als seine Stimme 
wunderbar hohl aus dem Felsen heraustönte. Wir sind nicht 
allein, rief er, ich höre vor mir Menschentritte, die sich tiefer in 
den Felsen hineinbewegen. Reich' mir ein Licht, daß ich um 
mich schauen kann. Wir thaten es, aber er entdeckte Nichts, 
und wir riethen ihm, wieder herauszukommen. Es ist darinnen 
gar nicht übel, sagte er, die Höhle erweitert sich, und wir könn¬ 
ten an einer Stelle ein bequemes Lager bereiten, doch müssen 
wir vorher wohl erfahren, wer uns in dieser Einsamkeit Gesell¬ 
schaft leistet. 
Kaum hatte er seinen Bericht geschlossen, als wir, ziemlich 
hoch über uns, auf einem hervorspringenden großen Felsenblocke 
eine große, mächtige Gestalt, mit einer Keule bewaffnet, erblickten, 
durch die Flamme geisterhaft beleuchtet. Wer seid ihr da drun¬ 
ten? rief er mit rauher Stimme, und was sucht ihr hier? Wir 
sind Wanderer, antwortete Jngier; wir haben den mächtigen 
Wassersturz dort oben besucht, und können in dieser Finsterniß 
nicht weiter; da beschlossen wir, hier den Tag abzuwarten. Aber 
wer bist du? Ich bin Halvor Bravkarl (der Brave). Seid, wer 
ihr wollt, ich verberge mich nicht und fürchte mich nicht. Als 
er diesen Namen mit einer drohenden Stimme nannte, erschraken 
wir nicht wenig. Es war ein berüchtigter Räuber, der allent¬ 
halben in Norwegen, bald hier, bald dort erschien, der oft er¬ 
griffen, und bald auf eine unbegreiflich geschickte, bald auf eine 
tollkühne Weise entsprungen war. Wir glaubten ihn sicher ver¬ 
wahrt auf der Festung, in Bergen, und nun entdeckten wir ihn 
hier, in einer solchen Nacht, wo seine Gegenwart das Schau¬ 
derhafte der Umgebung erhöhen mußte, wo er, vielleicht mit 
Spießgesellen verbunden, uns gefährlich werden konnte. _ Wir 
hatten aber auch viel Gutes von ihm gehört; Viele rühmten
	        
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