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angekommen dachte er jedoch nicht auf seine Rettung, sondern for¬
derte seine Mitbürger auf: keinen Frieden zu schließen, weil
er sich während seiner Gefangenschaft überzeugt habe, daß Carthago
nicht stark genug sei, den Römern lange zu widerstehen. Nun
wollten ihn die Römer bereden, nicht mehr in die Gefangenschaft
zurück zu kehren-, man erklärte seinen Eid für nngiltig, weil er er¬
zwungen sei, und der Oberpriester wollte ihn sogar des Eides ent¬
binden. Allein Regulus sprach: „Ich habe die unsterblichen
Götter bei meinem Schwur zu Zeugen genommen und
darum fühle ich mich verpflichtet, ihn zu-halten, ob¬
gleich ich weiß, daß mich der martcrvollste Tod er¬
wartet." Als die Gesandten mit Regulus wieder in Carthago
ankamen und das Volk erfuhr, daß dieser, anstatt zum Frieden, selbst
zur Fortsetzung des Krieges gerathen habe, wurde er unter den aus-
gesonnensten Qualen zu Tode gemartert; die Carthager aber mu߬
ten den Frieden durch Abtretung der Insel Sicilien und mit einer-
großen Summe Geld erkaufen.
Dieser Frieden dauerte jedoch nicht gar lange. Die Carthager
suchten nämlich in Spanien Besitzungen zu erwerben und eroberten
dort die mit den Römern verbündete Stadt Saguntum, wodurch
abermal Krieg zwischen beiden Völkern entstand. Jetzt besaßen aber
die Carthager einen tüchtigen Feldherrn, welcher Haunibal hieß.
Dieser griff die Römer in ihrem eigenen Laude an und schlug sie
mehrere Male. Bald aber konnten die Römer demselben einen
ebenso talentvollen Heerführer entgegenstellen. Es war Scipio, ein
durch Besonnenheit, Einsicht und Muth ausgezeichneter junger Mann.
In kurzer Zeit hatte er alles Verlorene wieder erobert und schiffte
nach Afrika hinüber, wohin Hannibal ihm folgte. Hier wurden die
Carthager abermal geschlagen und mußten unter den härtesten Be¬
dingungen Frieden schließen, ja sie dursten ohne Bewilligung der
Römer nicht einmal mit einem andern Volke Krieg anfangen.
Aber auch von diesem Schlage hätte sich vielleicht Carthago
bald wieder erholt, wenn man ihnen Ruhe gegönnt hätte; allein der
Haß der Römer gegen sie gieng so weit, daß Cato, ein Raths¬
herr, seine Reden im Senate immer mit den Worten schloß: „Und
endlich sage ich euch noch: Carthago muß zerstört wer¬
den!" — Die Gelegenheit hiezu bot sich bald.
Der König von Numidien hatte den Carthagcrn Land weg¬
genommen; diese beschwerten sich darüber bei den Römern, und als
diese unbilliger Weise dem Numidier Recht gaben, griffen die Car¬
thager zu den Waffen, um sich selbst zu schützen. Dieses wurde
von den Römern als Friedensbruch erklärt unll man sandte sogleich
ein Heer nach Carthago mit dem Auftrage, nicht mehr zurück zu
kehren, bis die Stadt zerstört sei. Zwei Jahre lang widerstand