kretseS betrachten. Sehr ungleich ist der Boden und das Klima der einzelnen
Zonen und Länder; nicht überall herrschen dieselben Jahreszeiten; nicht überall
gedeihen die nämlichen Früchte; überall aber ergoß der Herr in großer Mannig¬
faltigkeit die Fülle seines Segens. Jedes Land ist mit so ganz eigenen und
besonderen Vorzügen geschmückt, daß die Einwohner desselben sich für die einzig
glücklichen Bewohner der Erde halten. Die göttliche Fürsehung verlieh dem
Afrikaner und Indier den lieblichen Kobl des PappclbaumeS, dem Perser
den Dattelbaum, dem Malaycn daS Sagomchl, dem Asiaten den Reis,
den Inseln des stillen Meeres den Brodbaum, Griechenland den Feigen-
und Olivenbaum, dem Amerikaner die Batate zu LicblingSgerichten, die sie
allen anderen Speisen vorziehen.
Wir zittern, wenn wir von der grimmigen Kälte des hohen Nordens,
von der feurigen Hitze der südlichen Länder hören. Und dennoch hat der Lappe
und Grönländer eine so große Liebe für sein Vaterland, daß er außerhalb des¬
selben vor Heimweh stirbt, und der Indier vertauscht seine Hetmath mit keinem
Lande der Erde. Brennend ist die Hitze in Indien. Schon auf der Insel
Cos ist sie so feurig, daß, wer nicht daS Haupt bedeckt, auf der Stelle sterben
muß. Dasselbe geschieht auf den manilischen Eilanden, wo Tag und Nacht be¬
ständig gleich sind; und überdies gibt eS in diesen Ländern noch feuerspeiende
Berge und sehr oft Erdbeben und furchtbare Ungewttter. Bcdünken unS diese
Gegenden auch Nur bewohnbar? Doch die weise Fürsehung GotteS, die den
Menschen den ganzen Erdkreis zur Wohnung anwieS, hat auch dafür gesorgt,
daß derselbe überall bewohnbar ist. In allen diesen Ländern wachsen Bäume in
großer Zahl; zu einer überaus bedeutenden Höhe wachsen sie zumal innethalb
der Wendekreise, und ihre sehr breiten Blätter verbreiten da kühlende Schatten.
Um diese Bäume windet sich eine Menge aufsprossender Pflanzen, die oben so
dicht und enge sich mit den Wipfeln derselben verschlingen, daß daraus in der
Höhe ein ganz eigener Wohnplatz, eine Art überirdischen Aufenthalts, sich ge¬
staltet, so daß man unten oft die Bäume wegbauen kann, ohne daß dieselben
fallen. Mit solchen auf Bäumen, wie auf lebendigen Säulen stehenden Dächern
ist in Indien beinahe das ganze Land bedeckt. Und in dieser lieblichen Kühle
wohnen und schlafen die Menschen und finden in diesen lebendigen Magazinen
Nahrung und Gewände. Und alle diese Bäume blühen, grünen und tragen
beständig Früchte. Dort, wo das Wasser so heiß ist, und leicht in Fäulnkß
übergeht, sorgte die Fürsehung für beständige Erfrischungen. Die Mannigfaltig¬
keit und Frische des saftigen Obstes übertrifft alle Vorstellungen, und überdies
hat das Land einen Reichthum an Gewürz- und Arzneipflanzen, wie sonst kein
anderes auf der Erde.
Auch das heiße und sandige Egypten scheint eine weite Oede zu sein.
So glühend ist daselbst die Hitze, so feurig und brennend sind die Winde, daß,
zumal in den Monaten März, April und Mai, das ganze Land wie ausge¬
brannt, die Luft kaum zu athmen ist, und selbst der Regen, der selten und spär¬
lich fällt, die Gluthcn derselben nicht mildert. Aber gerade dann, wenn alle
lechzenden Fluren bersten, ergießt sich der Nil über die dürren Sändfelder, ver¬
breitet labende Kühlung und düngt mit der fetten Pflanzenasche, die er in Aethto-
pien aufniinmt, diese Ebenen zu erstaunlicher Fruchtbarkeit. Wer kann hier die
Fürsehung Gottes verkennen, auf deren Anordnung die Natur so wirkt! Gebt
Egypten einen andern Boden; verhindert, daß der Regen zur bestimmten Zeit
in Aethiopien falle; öden wählt einen Strom ^ der von einer anderen Sette
fließt, und die größte Wohlthat wird zur furchtbarsten Verheerung!
Selbst für die verlassensten Länder hat der Herr der Natur gesorgt. Auf
den höchsten Alpen, wo kein Leben mehr möglich scheint, erfreuen sich Ziegen,