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Hei! das gab ein Hufenstampfen,
Hei! das gab ein Kugelschwirren,
Hei! das gab ein Pulverdampfen,
Schwerterblitzen, Panzerklirren.
Wie ihr auf dem Wilhelmsplatze
Konnt den Seydlitz heut' noch
schauen,
Hat er mit der Eisentatze
Dort bei Zorndorf eingehauen.
Endlich muß das Würgen enden:
Was nicht todt ist, ist entlaufen.
Dort nur mit gebund'nen Händen
Noch ein paar Kosackenhaufen.
Heulend, zitternd, weinend wühlen
Sie im Staube vor dem Helden.
Was der König mochte fühlen
Mögen andre Sauger melden.
Er, so reich an Ehrenstegen,
Sieht, der Weise, Große, Milde,
Ueberwunden vor sich liegen
Mehr noch Thier, als Gottes Bilde.
Lange blickt er auf die Strolchen,
Und dann hörte inan ihn sagen:
„Seh er, Wedel!*), nur mit solchen
Lnmpeukerln muß ick mich schlagen."
lind dann wandte er die blauen
Augen zu den Märker Bauern:
„Ich will Alles wieder bauen;
Kinder, höret auf zu trauern!"
Mi nding.
26. Friedrich der Große als Regent nach
dem Kriege und als Mensch.
Gleich nach dem Abschluß des Hubertsbnrger Frie¬
dens begab sich der König nach Charlottenburg und ließ
dort in der Schloßkirche das Loblied: „Herr Gott, dich
loben wir!" anstimmen. Die Musiker und Sänger erwar¬
teten den ganzen Hof zu finden; zu ihrem Erstaunen aber
erschien der König allein, setzte sich und ließ die Musik
ihren Anfang nehmen. Als die Singstimmen einfielen,
stützte er den Kopf auf die Hand und verhüllte seine
Augen, um den Thränen des Dankes freien Lauf zu lassen.
Seine erste Sorge war nun, die Wunden zu heilen,
welche der Krieg seinem Lande geschlagen hatte. Aus den
Kriegsmagazinen ließ er dem Landmann Saatfrucht reichen,
und die Ärtilleriepferde gab er dem Feldbau zurück, den
zerrütteten Gewerben und dem Handel suchte er möglichst
wieder aufzuhelfen. Den am härtesten vom Kriege be¬
troffenen Provinze» ließ er auf geraume Zeit alle Steuern
nach und verschenkte außerdem eine baare Summe von
') Einer von Friedrichs Generalen.