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64. vor der Schmiede. 
1. Sag' Meister, wird dem Arme 
das Hämmern auch zur Last, 
wenn Amboß sich und Eisen 
berühren ohne Rast? 
2. Der Meister hob den Hammer; 
das Eisen zuckte vor, 
und Funken sprühten zischend 
vom Amboß bis zum Tor. 
3. Dann lachte er und sagte: 
„Ob mir der Arm erschlafft? 
Die Übung macht den Meister; 
beim Hämmern wächst die Kraft." 
4. Hast recht, du eisenfester, 
du krasterprobter Mann; 
mir wachsen auch die Schwingen, 
je mehr ich schaffen kann. 
Joh. Brüdt. 
65. Vas Eisen. 
(Ohne Eisen könnten wir keinen Augenblick leben; denn das Eisen 
rollt in unserem Blute und gibt ihm die rote Farbe, das Eisen fertigt 
die Wiege des Säuglings und den Sarg des Toten, das Eisen baut uns 
die Häuser, wärmt uns die Zimmer, schließt uns die Türen, das Eisen 
pflügt unsere Ücker, mäht unsere Wiesen und Felder und hilft das er¬ 
worbene Gut uns schützen, wenn die Feinde den Herd und die Freiheit 
bedrohen. Mit dem Eisen stärken wir den Huf unserer Pferde und 
zügeln wir ihren wilden Mut, aus Eisen bereiten wir dem Dampfwagen 
eine Straße, durch Eisen erzeugen wir jenen elektrisch-magnetischen 
Strom, der mit der Schnelligkeit des Blitzes auf dünnem Drahte unsere 
Gedanken fortträgt, von Stadt zu Stadt, von Land zu Land. Unsere 
Zeit baut Schiffe aus Eisen und errichtet eiserne Häuser und Kirchen. 
Und selbst die feinsten Schmucksachen werden jetzt aus Eisen gegossen. 
Gold und Silber sind freilich glänzender und schöner, aber wir können 
die silbernen Pokale und goldenen Uinge entbehren, und wer nicht mit 
silbernen Löffeln und Gabeln essen kann, läßt sich's auch mit eiserner 
Gabel und einem Blechlösfel wohlschmecken. Das Eisen ist das aller¬ 
unscheinbarste Metall, und doch müssen wir erst durch seine Hilfe die 
übrigen Metalle gewinnen und können mit ihm alle übrigen Metalle 
ersetzen; das Eisen ist wie das Getreide zur Notdurft und Nahrung des 
Leibes und Lebens erschaffen, es ist uns nötig wie das tägliche Brot. 
Die gütige Vorsehung hat aber auch Sorge getragen, daß dieses 
allernützlichste Metall in hülle und Fülle auf Erden vorhanden sei, in 
viel größeren Massen als jedes andere Metall. Sie hat es jedoch vor¬ 
zugsweise in die gemäßigten und kälteren Länder gepflanzt, wo starke 
Fäuste und sehnige Glieder, wo Heller verstand und kräftiger Wille zu 
Hause sind. Unter dem Üquator ist wenig zu finden. In Europa erzeugte 
bisher England das meiste Eisen. Im Fahre 1911 betrug dort aber 
die Ausbeute nur 10 000 000 t, während Deutschland in demselben Fahre
	        
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