fullscreen: Die Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

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Dritter Zeitraum dcs Mittelalters: 1096—12/3. 
zu einem Zuge nach Palästina, sich zuzog, rettete das Königreich Jeru¬ 
salem aus einer schlimmen Gefahr. 
Manuel, der Sohn und Nachfolger des Johann Komnenus, welchen 
sein Vater dem älteren, noch lebenden Bruder Isaak vorzog, erwarb sich 
zwar den Ruhm eines tapferen und unerschrockenen Soldaten, aber als 
Feldherr war er weder seinem Vater noch seinem Großvater zu ver¬ 
gleichen. Indem er seine beinahe 38jährige Negierung (1143—1180) 
fast stets im Feldlager zubrachte, bald an der Donau, bald in Asien 
wider die Feinde seines Reiches gefährliche Kämpfe bestand und nur 
selten der Ruhe oder dem Vergnügen und dem behaglichen Leben in 
seiner Hauptstadt sich überließ, folgte er zwar dem Berufe, welchen ihm 
die Natur durch die Verleihung eines Körpers von ungewöhnlicher 
Stärke angewiesen hatte; aber er verstand nicht die Kunst, von seinen 
Siegen gehörigen Vortheil zu ziehen, und durch seinen letzten unglück¬ 
lichen Feldzug in Pisidicn gegen die Türken (1175), in welchem er den 
ganzen, in seinen früheren türkischen Kriegen errungenen Ruhm einbüßte, 
ein treffliches Heer verlor und selbst nur mit Mühe der Gefangenschaft 
entging, zog er den verdienten Vorwurf sich zu, daß er sich leichtsinnig 
in einen unnützen und gefährlichen Krieg eingelassen hätte, ohne die Be¬ 
schaffenheit des Landes zu kennen, in welchem er es unternahm, die 
Türken zu bekämpfen. Indem Manuel seiner Neigung zum kriegerischen 
Leben nachgab, vernachlässigte er die innere Verwaltung; und die Zer¬ 
rüttung der Finanzen seines Reiches wurde um so drückender für seine 
Unterthanen, als nicht nur die vielen kostbaren Kriege, welche er führte, 
sondern auch die verschwenderischen Geschenke, mit welchen er seine Günst¬ 
linge belohnte, den kaiserlichen Schatz erschöpften und eine verhältniß- 
mäßigc Erhöhung der Abgaben und Steuern nothwendig machten. 
So war es leicht vorauszusehen, daß der 13jührige Sohn des ver¬ 
haßten Mauuel, Alexius II., in einem Reiche, in welchem man an 
gewaltsame Umwälzungen seit frühen Zeiten gewöhnt war, nicht im 
Stande sein würde, den Besitz des väterlichen Thrones zu behaupten. 
Die Kaiserin Maria, Tochter dcs Fürsten Raimund von Antiochien, 
hatte das Gelübde gcthan, nach dem Tode ihres Gemahls ihr übriges 
Leben in einem Kloster zuzubringen, gleichwohl konnte sie der Versuchung 
nicht widerstehen, im Namen ihres Sohnes Alexius zu herrschen; sie 
hörte mit Wohlgefallen die Schmeicheleien derer, welche um ihre Gunst 
buhlten, und endlich war der Protoscbastus Alexius, der Sohn des 
Andronikus, eines älteren Bruders des Kaisers Manuel, der Glückliche, 
welchem es gelang, die Gunst der Kaiserin Maria zu gewinnen. Man 
erhob gegen die Kaiserin und ihren Günstling nicht nur die Anschuldi- 
dung, daß sie absichtlich die Erziehung des jungen Alexius II. vernach¬ 
lässigten und es wurde sogar der Verdacht geäußert, daß der Proto- 
sebastus mit dem Plane umginge, den jungen Alexius des Rechtes der 
Thronfolge zu berauben, mit der Kaiserin Maria sich zu vermählen 
und des Thrones sich zu bemächtigen. 
Unter diesen höchst bedenklichen Umständen richteten sich die Augen
	        
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