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Geschichte.
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3. Die Verwaltung des Landes. Karl teilte das Frankenland in Gane
ein, an deren Spitze Gaugrafen standen. Der Gaugraf führte im Kriege
den Heerbann feines Gebietes und hielt im Namen des Königs die Gerichts¬
tage ab. An den Grenzen bestanden Marken, welche von Markgrafen ver¬
waltet wurden. Sie hatten das Land vor Einfällen der Nachbarn zu schützen
und durften deshalb im Notfälle die wehrhaften Männer aus den: benach¬
barten Gau zu den Waffen rufen. Einen Hausmeier gab es nicht mehr.
Für mehrere anstoßende Gaue wurden in jedem Jahre zwei Königsboten
sSendgrafenj ernannt, ein weltlicher Großer und ein Bischof. Sie mußten
im Lande umherreisen, die Beamten beaufsichtigen und den König in wichtigen
Angelegenheiten vertreten. Im Namen des Königs hielten sie Gericht an
gewohnter Mahlstatt, wobei ihnen der Gaugraf und die Schöppen zur Seite
standen. Nach ihrer Rückkehr an den Königshof mußten die Königsboten
über ihre Reise eingehend Bericht erstatten. Zum Kriege berief der König
feine Großen, die mit ihren Leuten zu ihm zu stoßen hatten. Außerdem bot
er den Heerbann der Freien auf. Im Mai hielt Karl nach alter Sitte das
Maifeld ab. Die Einkünfte des Königs bestanden hauptsächlich in dem
Ertrag feiner Krongüter. Einen festen Wohnsitz hatte er nicht. Am liebsten
weilte er in Aachen, das er wegen feiner warmen Schwefelquellen gern
besuchte.
4. Sorge für die Kultur des Laudes. Karl der Große war eifrig darauf
bedacht, den Ackerbau zu hebeu. Seine Domänen wurden Musterwirtschaften
für das ganze Reich. Der Weinbau wurde verbessert und vom Rhein aus
im Lande verbreitet. Auch die Bildung schätzte Karl sehr hoch. Er berief
gelehrte Männer an seinen Hof und bewies ihnen Achtung und Freundschaft.
An den Klöstern und Hauptkirchen errichtete er Schulen, und für die Kinder
seiner Hofbeamten unterhielt er eine besondere Hofschule, die er oft selbst
besuchte. sGedicht: „Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt" von Gerok.j Er
ließ sich oft aus guten Büchern vorlesen, gab den Monaten und Himmels¬
richtungen deutsche Namen und sorgte dafür, daß die alten Heldenlieder
gesammelt wurden. Um den Kirchengesang zu verbessern, ließ er Sänger
aus Italien kommen und führte bei den größeren Kirchen Orgeln ein.
5. Karl wird römischer Kaiser. Das Reich Karls des Großen dehnte
sich von der Elbe bis zum Atlantischen Ozean, von der Eider und der Nordsee
bis zu dem Ebro und dem Mittelländischen Meere aus. Deshalb war der
Titel: „König der Franken" nicht mehr zutreffend für ihn. Als Karl einst
in Rom weilte, wo er dem Papst gegen seinen Gegner geholfen hatte, krönte
ihn dieser am Weihnachtstage 800 in der Peterskirche zum römischen Kaiser.
Das Volk rief laut: „Dem von Gott gekrönten, großen und Frieden schaffen¬
den Kaiser der Römer Ruhm und Sieg!" Die Krönung war für Karl von
großer Bedeutung; denn sie gab ihm einen Titel, der seiner Macht würdig
war, und verschaffte ihm noch weit mehr Ansehen, als er bisher besessen hatte.
6. Karls Ende. Als Karl sein Ende herannahen fühlte, ernannte er in
Gegenwart des Volkes und seiner Großen seinen einzigen noch lebenden Sohn
Ludwig zu seinem Mitregenten und Nachfolger. Bald darauf starb er.